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Letzte Änderung für Artikel Universitätssternwarte Wien: 18.02.2006 02:00

Universitätssternwarte Wien

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Die 1883 eröffnete Universitätssternwarte Wien
Die 1883 eröffnete Universitätssternwarte Wien

Die Universitätssternwarte Wien ist eine vom Institut für Astronomie der Universität Wien betriebene Sternwarte . Mit einer Länge von 101 m und einer Breite von 73 m ist sie bis heute das größte baulich geschlossene Sternwartengebäude der Welt. Sie befindet sich in der Türkenschanzstraße 17, im 18. Wiener Gemeindebezirk. Ihre geografischen Koordinaten sind
Koordinaten: 48° 13′ 55"; N, 16° 20′ 22" O
48° 13′ 55"; N, 16° 20′ 22" O , 250 m über NN .

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Geschichte der Astronomie in der Stadt Wien reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück. Nach der Gründung der Universität Wien 1365 wurden dort von 1391 bis 1882 ständig Vorlesungen „Über Himmel und Erde“ gehalten. Im 15. Jahrhundert lehrten und forschten Johannes von Gmunden , sein Schüler Georg von Peuerbach , und Regiomontanus in Wien. Anfang des 18. Jahrhunderts richtete sich der Hofmathematiker Johann Jakob Marinoni auf dem Dach seines Wiener Hauses einen astronomischen Turm ein, in dem er hauptsächlich mit selbst angefertigten Instrumenten beobachtete. Hierdurch angeregt erbauten die Jesuiten 1733 auf dem Dach ihres Kollegiumsgebäudes ebenfalls eine eigene Sternwarte.

Erste Universitätssternwarte

Auf Anregung von Johann Joseph von Trautson ließ Kaiserin Maria Theresia eine Sternwarte an der Universität errichten. Auf dem Dach des neuen Universitätsgebäudes (heute Sitz der Österreichischen Akademie der Wissenschaften am Dr. Ignaz-Seipel-Platz) entstand in den Jahren 1753 bis 1754 eine Sternwarte, die 1756 ihren Betrieb aufnahm. Das aufgesetzte Sternwartengebäude war ein vierstöckiger, schmaler Holzbau. Erster Direktor wurde der 35-jährige Jesuitenpater Maximilian Hell . Unter seiner Leitung erlangte die Universitätssternwarte internationale Anerkennung. Hell verfasste ein Werk in 37 Bänden, die „Ephemerides astronomicae ad meridianum Vindobonemsem“, in denen die Ephemeriden für die Jahre 1757 bis 1792 veröffentlicht wurden. Weitere Aktivitäten der Sternwarte bestanden in der geografischen Längenbestimmungen , der Positionsbeobachtung von Sternen , Planeten und Jupitermonden , der Wetterbeobachtung und der genauen Zeitbestimmung . Dem Turmwärter des Stephansdomes wurde die genaue Mittagszeit übermittelt, von 1822 an übernahm die Sternwarte die Regulierung der Wiener Turmuhren durch Übersendung von Zeitzeichen .

Die erste Sternwarte wurde am Dach des damaligen Universitätsgebäudes (heute  Sitz der Österreichischen Akademie der Wissenschaften) errichtet.
Die erste Sternwarte wurde am Dach des damaligen Universitätsgebäudes (heute Sitz der Österreichischen Akademie der Wissenschaften) errichtet.

Der Standort inmitten der Wiener Innenstadt erwies sich allerdings zunehmend als ungünstig. Durch Erschütterungen, Luftunruhe und –verschmutzung (verursacht durch aufsteigende, warme Luft und Ruß) wurden die astronomischen Beobachtungen und insbesondere präzise Positionsbestimmungen stark einschränkt. Hells Nachfolger, Joseph Johann von Littrow regte daher um 1800 den Bau eines neuen Gebäudes an.

Da das Vorhaben nicht genehmigt wurde, erfolgte 1825 ein Umbau, bei dem die bestehende Sternwarte völlig umgestaltet wurde. Ältere Teleskope wurden ersetzt, der vorhandene Aufbau musste einem Neubau weichen. Ein großer Beobachtungssaal für bewegliche Instrumente sowie ein Raum für fest montierte Geräte wurden eingerichtet, und zwei Türme mit beweglichen Kuppeldächern wurden errichtet. Auf einer Dachterrasse entstanden Beobachtungsräume für Meridianfernrohre . 1883 wurde ein weiterer Beobachtungsturm gebaut.

Instrumente der ersten Sternwarte

Die erste Universitätssternwarte wurde zunächst mit den Geräten von Marinoni ausgestattet. Im Laufe der Zeit wurden neue Instrumente angeschafft.

Das Hauptinstrument war ein Refraktor mit 15 cm Öffnung aus der Fertigung von Joseph von Fraunhofer. Daneben nutzte man zwei weitere Fernrohre von Fraunhofer, ein „Mittagsrohr“ zur Bestimmung des Mittags, einen kurzbrennweitigen Refraktor (Kometensucher) und ein Teleskop von Reichenbach. Zur Positionsbestimmung wurden ein Höhenkreis mit 24 ‘‘ Durchmesser, ein tragbares Äquatorial , ein Höhen- und Azimutalkreis, sowie ein 10“ Spiegel sextant von Troughton eingesetzt. Ferner verfügte man über ein Katersches Reversionspendel , eine Zentriermaschine zur Ausrichtung der Fernrohre und zwei Dynamometer von Ramsden und Carry zur Bestimmung der Vergrößerung der Fernrohre. Zur Zeitmessung verwendete man fünf astronomische Pendeluhren von Molyneux, Graham, Auch und Geist sowie einen in Gold gefassten Chronometer von Arnold.

Die Instrumente der ersten Sternwarte werden heute teilweise im Museum der neuen Universitätssternwarte ausgestellt.

Die neue Universitätssternwarte

Universitätssternwarte Wien, Darstellung von 1888
Universitätssternwarte Wien, Darstellung von 1888

1842 übernahm Littrows Sohn Karl Ludwig von Littrow den Posten des Direktors und versuchte erneut, einen Neubau durchzusetzen. 1846 legte er den zuständigen Behörden entsprechende Pläne vor, die wiederum abgelehnt wurden. Mit Unterstützung einflussreicher Persönlichkeiten erhielt Littrow 1850 die Gelegenheit, ein detailliertes Konzept für einen Neubau vorzustellen. Darin forderte er einen erschütterungsfreien, von Vegetation umgebenen, staubfreien Standort auf einer Anhöhe. Geeignet war ein Hügelrücken am Wiener Linienwall. Als 1858 die Aufhebung des bestehenden Bauverbots am Linienwall erfolgte, erhielt Littrow noch im gleichen Jahr die Genehmigung für einen Neubau.

Als 1867 der Neubau des Hauptgebäudes der Universität geplant war, bestanden Überlegungen zur Errichtung einer Sternwarte auf dem Dach des Gebäudes. Da das Vorhaben jedoch nicht realisiert wurde, übertrug man Littrow die Aufgabe, eine Sternwarte zu gründen, die eine führende Rolle in der damaligen Donaumonarchie übernehmen sollte. Nach Studienreisen zu Sternwarten in Deutschland , England und den USA nahm man schließlich die Sternwarte der Universität Berlin in Potsdam-Babelsberg (heute Astrophysikalisches Institut Potsdam ) zum Vorbild.

Als Standort wählte man ein 5,5 Hektar großes Gelände an der „Türkenschanze“ in der damals noch selbständigen Gemeinde Währing. Die Planung des Baus, der auch repräsentativen Zwecken dienen sollte, wurde dem Büro Fellner & Helmer übertragen, das durch den Bau von Theater- und Konzerthallen bekannt geworden war. Von 1874 bis 1879 erfolgten die Bauarbeiten an der Sternwarte, die in Kreuzform errichtet wurde. Das Zentrum des Gebäudes bildet die 14 m große Hauptkuppel, umgeben von drei weiteren, kleineren Kuppeln am Ende des nörlichen, westlichen und östlichen Traktes. Der Südtrakt beherbergte die Wohn- und Arbeitsräume der Astronomen. Littrow konnte die Fertigstellung nicht mehr erleben, da er 1877 verstarb. Der vollständige Umzug des Instituts für Astronomie war erst 1882 abgeschlossen. Die feierliche Eröffnung fand am 5. Juni 1883 in Anwesenheit von Kaiser Franz Joseph I. statt.

Universitätssternwarte Wien
Universitätssternwarte Wien

Erster Direktor wurde Edmund Weiß, seit 1869 Professor für Astronomie und maßgeblich mitbeteiligt an der Planung der Sternwarte. Weiß konnte Johann Palisa als Mitarbeiter gewinnen, dem seinerzeit erfolgreichsten Entdecker von Asteroiden . Palisa sollte in Wien zwischen 1881 und 1923 noch 94 weitere Asteroiden auffinden.

Der in der Sternwarte aufgestellte große Refraktor mit 68 cm Öffnung war bei seiner Inbetriebnahme das größte Teleskop der Welt. In den folgenden Jahren konnten durch die Spende des Barons von Rothschild zwei weitere große Geräte angeschafft werden, die in einem Nebengebäude untergebracht wurden.

Nach Weiß übernahm Joseph von Hepperger 1909 die Leitung der Sternwarte. Infolge des Ersten Weltkrieges und der schlechten wirtschaftlichen Situation der Nachkriegsjahre standen Hepperger nur sehr begrenzte finanzielle Mittel zur Verfügung. Sein Nachfolger, Kasimir Graff aus Hamburg, konnte einige Verbesserungen der Sternwartenausstattung durchsetzen, wie den Einbau einer Hebebühne , die die Beobachtung am großen Refraktor erleichterte. Während der Zeit des Dritten Reiches wurde Graff von 1938 bis 1945 aus politischen Gründen zwangspensioniert. Während dieser Zeit übernahm Bruno Thüring von 1941 bis 1945 den Posten. Nach einer zweiten Amtszeit Graffs, folgten ihm Josef Hopmann und Joseph Meurers nach.

Instrumente der neuen Sternwarte

Großer Refraktor der Universitätssternwarte Wien
Großer Refraktor der Universitätssternwarte Wien

In der Hauptkuppel befindet sich der große Refraktor mit 68 cm Öffnung und 10,5 m Brennweite . Er wurde von der irischen Firma Grubb in Dublin hergestellt. Zum Zeitpunkt seiner Errichting war dieses Instrument das größte Teleskop der Welt, doch bereits 1887 , nur vier Jahre nach der Eröffnung der Universitätssternwarte, wurde am Observatorium in Nizza ein noch größerer Refraktor (76 cm Öffnung, 17,9  Brennweite) in Dienst gestellt. Jedoch zählt das Teleskop noch heute zu den zehn größten, jemals gebauten Refraktor-Teleskopen.

In der Nordkuppel war ursprünglich ein kurzbrennweitiger Refraktor (Kometensucher) der Firma Maerz mit 16,2 cm Öffnung und 1,5 m Brennweite im Einsatz. Das Gerät wurde später durch ein 40 cm Spiegelteleskop von Bernhard Schmidt ersetzt. Seit 2002 befindet sich dort ein modernes Cassegrain-Teleskop mit 80 cm Öffnung und 6,64 m Brennweite.

In der Westkuppel ist ein Refraktor mit 30 cm Öffnung und 5,2 m Brennweite der Firma Clark aus Boston aufgestellt. Das Teleskop war bei der Inbetriebnahme der Sternwarte das zweite Hauptinstrument.

In der Ostkuppel wurde zunächst der 15 cm Fraunhofer-Refraktor der alten Sternwarte aufgestellt. Derzeit befindet sich dort ein 20 cm Refraktor von Starke und Kammerer.

In den Verbindungstrakten zwischen dem Hauptgebäude und der West- bzw. Ostkuppel war die Aufstellung von Durchgangsinstrumenten vorgesehen. Während im westlichen Meridiansaal ein Meridiankreis und ein Passageninstrument montiert waren, wurde der für den östlichen Trakt vorgesehene Meridiankreis nie realisiert. Heute befinden sich in diesen Gebäudeteilen Büro- und Bibliotheksräume.

Im westlichen Teil des Sternwartegeländes steht ein Nebengebäude, in dem seinerzeit ein Coudé -Fernrohr mit 38 cm Öffnung und 25 m Brennweite aufgestellt war. Das Gerät war 1885 vom Baron Rothschild gestiftet worden. Derzeit befindet sich im Gebäude ein Radioteleskop mit 3 m Durchmesser.

Im Außenbereich befinden sich weiters ein Zenitteleskop sowie ein historischer Doppelrefraktor. Es handelt sich dabei um einen Astrograph der Fa. Steinheil mit 34 cm Öffnung und 3,4 m Brennweite mit einem Leitrohr von 26 cm Öffnung. Dieses Gerät war ebenfalls von Baron Rothschild gespendet worden.

Gegenwart

Die Stadt Wien hat sich zwischenzeitlich weit über den Ort der ursprünglich in Stadtrandlage errichtete Sternwarte ausgedehnt. Um den schlechten Sichtbedingungen einer Großstadt ausweichen zu können, wurde im Jahr 1969 das Leopold Figl-Observatorium als Außenstation der Universitätssternwarte im Wienerwald errichtet. Dort stehen den Astronomen neben einem 60 cm Spiegelteleskop ein Ritchey-Chrétien-Cassegrain-Teleskop mit einem Hauptspiegeldurchmesser von 1,5 m zur Verfügung. Am Stammhaus kommt das 80 cm Cassegrain-Teleskop für Lehr- und Forschungsaufgaben zum Einsatz. In Anspielung auf das Very Large Telescope (VLT) der ESO wird dieses Teleskop von den Mitarbeitern des Intituts auch als „Vienna Little Telescope“ bezeichnet. Der große Refraktor dient heute vorwiegend Demonstrationszwecken.

Die Arbeitsgruppen des Wiener Instituts für Astronomie forschen heute auf zahlreichen beobachtenden und theoretischen Gebieten. Schwerpunkte sind u.a. stellare Astrophysik (Untersuchung von Veränderlichen Sternen , Stadien der Sternentwicklung , Asteroseismologie ), Astrodynamik (Stabilität und Chaos im Sonnensystem ), extragalaktische Forschung (Erforschung der Galaxien ), Infrarotastronomie , Satellitenprojekte sowie die klassische Astronomie (Geschichte der Astronomie, Zeit- und Kalenderkunde).

Seit 1990 wird ein Sternwartemuseum unterhalten, in dem die Wiener Astronomiegeschichte mittels historischer Instrumente, Bücher und anderer Exponate dokumentiert wird. An der Universitätssternwarte werden auch regelmäßig öffentliche Führungen angeboten.

Literatur

  • V. Witt: Die Universitätssternwarte in Wien, in Sterne und Weltraum, Heft 02/2006, Seite 76ff
  • P. Müller: Sternwarten in Bildern, Springer-Verlag, Berlin, 1992. ISBN 3-540-52771-0
  • F. Kerschbaum, T. Posch: Der historische Buchbestand der Universitätssternwarte Wien, Teil 1, Peter Lang Publishing Group, Frankfurt, 2005. ISBN 3-631-52890-6

Weblinks

Commons: Universitätssternwarte Wien – Bilder, Videos oder Audiodateien

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