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Letzte Änderung für Artikel Landhaus Klagenfurt: 13.01.2006 14:39

Landhaus Klagenfurt

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Das Landhaus in Klagenfurt
Das Landhaus in Klagenfurt

Das Landhaus Klagenfurt ist ein historisch bedeutender und zugleich repräsentativster Profanbau der Kärntner Landeshauptstadt. Es befindet sich zwischen dem Heiligengeistplatz und dem Alten Platz am Rande des ältesten Teils der Klagenfurter Innenstadt. Von den Ständen ab dem Jahr 1574 errichtet ist das Landhaus heute Sitz des Kärntner Landtags .

Inhaltsverzeichnis

Historischer Hintergrund

Im ausgehenden 15. und dem beginnenden 16. Jahrhundert war Kärnten nahezu sich selbst überlassen, die habsburgischen Landesfürsten residierten als Kaiser in Wien oder Prag, während sich die Landstände , die Vertreter von Adel und hoher Geistlichkeit, sich mit Aufständen auseinandersetzen mussten. Bereits 1478 hatten sich Bauern gegen neu erhobene Steuern aufgelehnt, und 1515 gingen von der Krain und der Südsteiermark erneut Rebellionen aus, die in der Besetzung Althofens sowie St. Veits , der damaligen Kärntner Hauptstadt, gipfelten.

Die Aufstände konnten zwar durch die Aufbietung von Militär zunächst befriedet werden, die Ereignisse bestärkten jedoch den Wunsch der „Ehrsamen Landschaft“ nach einem Sitz, der ihnen, und nicht fremden Landesfürsten unterstand. Sie wählten die Stadt Klagenfurt, die 1514 durch einen Brand fast vollständig worden war, und wandten sich an Kaiser Maximilian I. mit der Bitte, ihnen die Stadt zu überlassen. Da sowohl dem kaiserlichen Hof als auch der Stadt selbst die Mittel für einen Wiederaufbau fehlten, verschenkte Maximilian sie 1518 an den wohlhabenden einheimischen Adel. Die Landstände ließen die Stadt im Lauf des 16. Jahrhunderts nach Plänen des italienischen Festungsbaumeisters Domenico dell'Allio wiederaufbauen und befestigen und machten Klagenfurt zur neuen Hauptstadt Kärntens.

Eine wichtige wirtschaftliche Grundlage für den Wiederaufbau war die Tatsache, dass Ferdinand I. 1529 die landesfürstliche Münze gegen ein zinsloses Darlehen an die Kärntner Stände verpachtete, einschließlich des Privilegs, dass alles im Kärnten gewonnene Edelmetall gegen einen festgelegten Preis an die Anstalt abzuliefern war. Aufgrund des niedrigen Ankaufpreises warf die Münzanstalt beträchtliche Gewinne ab, die die Landstände in den Aufbau ihrer neuen Residenz investieren konnten.

Bereits ab 1527 wurde der 4,5 Kilometer lange Lendkanal angelegt, der die Stadt mit Wasser aus dem Wörthersee versorgte und den kurz darauf ausgehobenen Stadtgraben speiste. Mit dem Ausbau der Stadt selbst wurde 1534 begonnen: Innerhalb der neu errichteten Stadtmauer entstanden südlich des alten Stadtkerns, dem Alten Platz, Bauwerke, die auch heute noch das Gesicht Klagenfurts prägen: die 1578 fertiggestellte Predigerkirche (den späteren Klagenfurter Dom), der Lindwurmbrunnen, der 1593 auf dem Neuen Platz aufgestellt wurde, sowie das von 1574 bis 1594 erbaute Landhaus, das als Sitz der Landstände dienen sollte.

Bau des Landhauses

Das Landhaus sollte die Wasserburg ersetzen, die bei einem Stadtbrand im Jahr 1535 vernichtet wurde. Diese Burg, die westlich vom heutigen Landhaus lag, war schon zuvor baufällig geworden. Die Stände begannen deshalb bereits im Jahr 1518 mit der Errichtung eines Zeughauses , dessen Fundamente in der nordöstlichen Kellerecke heute noch erhalten sind. Im Jahr 1574 entschloss man sich dann zum Neubau einer Burg.

Erster Bauführer war von 1574 bis 1580 der oberste Zeugmeister Hans Freymann, der den Nordtrakt und den nördlichen Turm errichtet hat. Von 1581 bis 1587 war Johann Anton Verda vom Luganer See Bauführer, der zuvor am Grazer Landhaus als Steinmetz tätig war. Er erweiterte das Landhaus zum hufeisenförmige Bau, schuf den Arkadengang und die Stiegenaufgänge sowie den südlichen Turm. Im Jahr 1578 wurde der Große Wappensaal vom Villacher Landschaftsmaler Anton Blumenthal, der kurz darauf auch 47 Porträts der Kärntner Landesfürsten beisteuerte, fertiggestellt. In den Jahren 1587 und 1588 wurde der Bau unter der Führung von Christoph Windisch abgeschlossen, wichtige Arbeiten wurden dabei auch vom Bildhauer Ulrich Vogelsang durchgeführt. So konnte der Bau 1590 eingerichtet werden. Die erste urkundlich erwähnte Sitzung der Stände im Landhaus fand schon zuvor am 4. Dezember 1581 statt.

Urban Paumgartner , ein Lehrer der protestantischen Landschaftsschule „Collegium sapientiae et pietatis“ in Klagenfurt, verfasste 1605 im Exil in Lauingen in 1000 lateinischen Hexametern das Epos „Aristeion Carinthiae Claudiforum“, das in 18 Abschnitten die neu aufgebaute Stadt Klagenfurt beschreibt und unter anderem mit einem Stadtplan illustriert. Über das Landhaus steht im Aristeion geschrieben:

Schildern will ich nunmehr das Landhaus, herrlich erscheint es
Durch zwei Türme, die sich zu dünneren Lüften erhebend
Schaun auf den Eingang nieder mit zweifach geöffneten Toren.
Von der Kunst des Appelles geschmückt erglänzt das Getäfel,
und es schimmert der Estrich des Saals von geschachteten Feldern
Marmors, es strahlen gemalt in goldenen Decken die Fürsten
Oesterreichs, wie die Stände von diesen Helden die Hauptstadt
Als Geschenk empfangen und dankbaren Herzens bekennen,
Dass sie jeglichen Lohn für Tugenden ihnen verdanken. [...]
Jetzo das Erdgeschoss, gestützt auf mächtige Säulen,
Sei mir vergönnt zu durchforschen, in dessen Innern verborgen
Ruhen die Erzgeschütze des tapferen Marvors.
Stahl, der an Härte den Demant besiegt, und eherne Flügel
Bilden das Tor, es starrt ringsum von Gewaltigen Waffen. [...]

Außenarchitektur

Der Landhaushof im Jahr 2004
Der Landhaushof im Jahr 2004
Die Südseite des Landhaushofs, Blick von der Wiesbadener Straße
Die Südseite des Landhaushofs, Blick von der Wiesbadener Straße

Das Landhaus zeigt sich – obwohl als Burg geplant – heute durch seinen hufeisenförmigen Grundriss mehr wie ein Schloss . West- und südseitig wirkt der Bau sehr eindrucksvoll und geschlossen, von den ursprünglich zwei Rustikaportalen auf der Westseite wurde eines zugemauert. Durch das einzige Portal betritt man nun den Landhaushof, der nord- und südseitig mit breiten Stiegen den Aufstieg zum Arkadengang und dem Großen Wappensaal ermöglicht. Besonders hier im Hof findet sich wie oft in Klagenfurt (z.B. beim Lindwurm) Chloritschieferstein vom nahen Kreuzbergl. Ostseitig ist der Hof offen, das gegenüberliegende Gebäude des ehemaligen Salzamtes beherbert heute ein Hotel.

Der schlossähnliche Bau entspricht keiner klassischen Regel der Architektur: Das Portal ist nicht mittig an der Westseite eingebracht ebensowenig wie der Eingang zum Wappensaal, die Türme sind unterschiedlich gestaltet, die Arkaden der Stiegen "stoßen" an die Turmwände. Doch dies scheint gerade den besonderen Reiz des Gebäudes auszumachen, weshalb Wilhelm Pinder das Landhaus eines der stolzesten nachmittelalterlichen städtischen Bauten des deutschen Sprachraums genannt hat.

Ein kurioses Detail im Landhaushof ist eine kleine Steintreppe, die ursprünglich zum leichteren Besteigen der Pferde verwendet wurde und bis heute erhalten geblieben ist. Im Jahr 1998 wurde im Landhaushof ein umstrittenes Denkmal der "Stätte der Kärntner Einheit" errichtet. Südlich des Landhauses befindet sich im nebenliegenden Park ein von Kiki Kogelnik gestalteter Brunnen.

Innenarchitektur

Großer Wappensaal

Der Große Wappensaal liegt im ersten Stock des Westtraktes und war zuerst von Fresken und einem Deckengemälde von Anton Blumenthal versehen, diese wurden jedoch bei einem Brand 1723 zerstört. Der Saal wurde daraufhin von durch Josef Ferdinand Fromiller neu gestaltet. Der steinerne Intarsienboden stammt von Francesco Robba aus Venedig. Die Wände des Großen Wappensaals sind heute mit 665 Wappen bedeckt: ost- und westseitig sind die Wappen der weltlichen Stände, südseitig die der geistigen und nordseiteig die der Vizedome und Landesverweser. Das letzte Wappen wurde 1919 gemalt. Drei große Gemälde stammen hier von Fromiller: sie zeigen die Überreichung der Schenkungsurkunde durch Kaiser Maximilian an die Stände 1518, die Fürstensteinzeremonie bei Karnburg sowie - als Deckenbild - die Huldigung der Stände.

Kleiner Wappensaal

Der Kleine Wappensaal wurde ebenfalls von Fromiller gestaltet. Hier zeigen die Wände 298 Wappen der Burggrafen, Generaleinnehmer und Verordneten von Kärnten.

Sitzungssaal

Der Sitzungssaal des Landtages wurde im Jahr 1928 erneuert. An der Nordwand wurde von Switbert Lobisser ein Gedenkfresko an den Kärntner Abwehrkampf errichtet.

Koligsaal

Zum zehnjährigen Jubiläum der Volksabstimmung 1920 in Kärnten schuf Anton Kolig 1929 bis 1930 eine Saalbemalung mit Fresken als Huldigung an Kärnten. Verwendung fand dabei ein von Kolig selbst entwickelter eingefärbter Mörtel, der stellenweise mit Wachsfarben überdeckt wurde. Die Gemälde im damaligen Landtagssaal sorgten bei einer Sitzung des Kärntner Landtags im März 1930 für massive Proteste deutschnationaler Abgeordneter. 1935, zur Zeit des klerikalfaschistischen österreichischen Ständestaats , wurden die Werke abgehängt und schließlich nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1938 als „entartete Kunst“ zerstört.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die während von den Nazis angebrachten Wandgemälde überdeckt, bis im Jahr 1999 Cornelius Kolig , der Enkel Anton Koligs, nach monatelangen heftigen Kontroversen in den Medien mit der Neugestaltung des Saals beauftragt wurde.

Heutige Nutzung

Das Landhaus Klagenfurt ist heute Sitz des Kärntner Landtags , der regelmäßig - meist donnerstags - im Sitzungssaal tagt. In den historischen Räumlichkeiten im ersten und zweiten Stock haben die Landtagsparteien ihre Büros.

Der Große und Kleine Wappensaal sowie der Sitzungssaal und Koligsaal können während der Sommermonate durch eine Führung besucht werden.

Im Erdgeschoss und Teilen des Kellers befindet sich heute das Restaurant "Gasthaus im Landhaushof". In den Kellerräumlichkeiten gab es in den 1990er Jahren eine engagierte Kulturinitiative "Theater im Landhauskeller".

Literatur

  • Urban Paumgartner, Thomas Lederer (Hrsg.), Frans Witek (Hrsg.): Aristeion Carinthiae Claudiforum. Klagenfurt, der Ehrenpreis Kärntens. Kärntner Landesarchiv, Klagenfurt 2002, ISBN 3-900531-51-X
  • Siegfried Hartwagner: Klagenfurt Stadt. Neuer Kaiser Verlag, Klagenfurt 1994.

Weblinks


Koordinaten: 46° 37' 29" N, 14° 18' 21" O

Wikipedia

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