Herzogtum Berg
Das Herzogtum Berg (Ducatus Montensis) war ein Territorium des im Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis auf der rechten Rheinseite zwischen dem Fürstbistum Münster , dem Reichsstift Essen, der Grafschaft Mark, dem Herzogtum Westfalen, dem Kurfürstentum Köln, dem Fürstentum Moers und dem Herzogtum Kleve gelegen.
Geographie
Das Herzogtum Berg umfasste ein Areal von 2.975 km² mit 262.000 Einwohnern. Es gehört heute zu den Regierungsbezirken Düsseldorf und Köln.
Die Mittelgebirgsregion Bergisches Land, bestehend aus Wuppertal, Solingen, Remscheid, Leverkusen, dem Niederbergischen Land und dem Oberbergischen Land verdankt ihren Namen dem Herzogtum Berg.
Das Oberbergische Land besteht aus dem Oberbergischen Kreis und dem Rheinisch-Bergischen Kreis, während sich das Niederbergische Land aus dem Kreis Mettmann, Düsseldorf und Mülheim an der Ruhr zusammensetzt.
Das Wappentier des Bergischen Landes ist der Bergische Löwe; bis auf wenige Ausnahmen (z. B. Solingen) tragen dies die meisten Städte und Kreise im Wappen.
Die Ämter von Berg
Das Herzogtum war verwaltungstechnisch in Ämter unterteilt, sie hießen:
Amt Angermund, Amt Löwenburg - Amt Porz - Amt Miselohe - Amt Monheim - Amt Ratingen - Amt Mettmann - Amt Solingen - Amt Elberfeld - Amt Beyenburg - Amt Blankenberg - Amt Bornefeld - Amt Steinbach - Amt Windeck - Herrschaft Schöller - Herrschaft Broich - Herrschaft Hardenberg - Amt Kaster - Amt Bergheim - Amt Jülich - Amt Aldenhoven - Amt Eschweiler - Amt Wilhelmstein - Amt Düren - Amt Nörvenich .
Geschichte
Ursprünge der Grafschaft Berg
Das Herzogtum war beim ersten Erscheinen der Römer von Ubiern , später von Tenkterern und Sugambrern , nach der Völkerwanderung von ripuarischen Franken bewohnt und Grenzland zu den Sachsen. Das Christentum fand hier zuerst um 700 Eingang durch Suitbert , Bedas Schüler, der auf einer Rheininsel bei Düsseldorf das Stift Kaiserswerth gründete.
Die ersten Grafen
Vorbemerkung
Bei den "offiziellen" Zählungen der Grafen und Herzöge von Berg kommt es immer wieder zu Verwirrungen. Einerseits wurde der genealogische Stammbaum der Berger durch Ergänzungen oder Neuinterpretationen in den letzten Jahrzehnten immer wieder verändert und ergänzt, andere Heimatforscher zweifeln die Ergebnisse wieder an. Darüber hinaus gibt es die unterschiedlichsten Namensbezeichnungen, da sich durch die damalige Heiratspolitik gleich mehrere Titel ansammelten. Selbst ausgewiesene Experten der Geschichte des Bergischen Landes und Kenner der umliegenden historischen Territorien haben Schwierigkeiten, eine einheitliche Linie zu finden.
Ältester Hinweis
Der älteste Hinweis auf die Familiengeschichte der Berger stammt aus einer von Levold von Northof übermittelten mittelalterlichen Oralchronik (als einer mündlich überlieferten Familiengeschichte). In seiner "Chronica comitum de Marka" ( 1358 vollendet) wird nach Einschätzung der überwiegenden Mehrheit der Historiker ein relativ glaubhaftes Bild der Familiengeschichte gezeichnet, da er seine Studienzeit unter anderem mit dem Grafensohn Adolf VI. von Berg verbrachte. Kern seiner Überlieferung ist die Aussage, dass die Märker und Berger bis zur Teilung des Landes 1160 eine gemeinsame Familiengeschichte hatten.
Die Vorfahren der Grafen von Berg aus dem Hause der Grafen von Werl finden demnach erstmals um 1003 Erwähnung und besaßen das Vogteiamt über die Abteien Deutz der Benediktiner und die Abtei in Werden sowie die Burgherrschaft über die Burg Altena im Süderland, dem heutigen Sauerland. Die Vögte waren eine Art Schutzpatrone für die großen Güter und Besitzungen.
Die Grafen Adolf
1068 nennt sich ein Adolf, der dritte dieses Namens, zuerst mit dem Zusatz "vom Berge" (latinisiert: "de Monte"); etwa um diese Zeit erscheinen die Berger auch als Vögte von Siegburg. Um 1080 werden in seinem oder seines Nachfolgers Namen Silbermünzen geprägt mit der Aufschrift "ADOLPHUS COMES DE MONTE". Ein 1093 urkundlicher "Adolphus puer" legt die Vermutung nahe, daß das Werdener Vogtamt bereits im Hause Berg erblich ist; aber erst im Jahr 1101 führt ein Adolf von Berg in einer Urkunde des Kaisers Heinrich IV. den Grafentitel. Von diesem Zeitpunkt an wird er Graf Adolf I. von Berg genannt, und man beginnt jetzt mit der Zählung. Adolf I. starb im Jahr 1106 .
Nachfolger von Adolf I. wird sein Sohn Adolf II. von Berg. Er regierte von 1115 bis 1160 . Er erbaute die neue Burg in Schloß Burg an der Wupper, am gleichnamigen Fluss Wupper gelegen (dieser Ort gehört heute zur kreisfreien Stadt Solingen). Die alte Stammburg Burg Berge in Odenthal-Altenberg wurde aufgegeben. Die Liegenschaften rund um die Stammburg wurde den Zisterziensern übergeben, die dort 1133 eine Zisterzienserabtei mit einer Klosterkirche einrichteten. Das sehr große Gotteshaus wird später Altenberger Dom genannt. Der Einfluss des Grafen Adolf II. von Berg im rheinisch-westfälischen Raum wird erkennbar daran, dass sowohl sein Bruder Bruno als auch sein Sohn Friedrich Erzbischof von Köln werden. Um das Jahr 1150 wird der so genannte Deutzgau in das Herrschaftsgebiet eingegliedert.
Erste Blütezeit – Engelbert II. als Erzbischof
Nachdem Adolf II. im Jahr 1160 Mönch in Altenberg wird, teilen seine beiden Brüder das Erbe, Everhard erhält Altena und Engelbert I. bekam Berg. Engelbert vermehrte seine Besitzungen bedeutend, nahm am Kreuzzug Kaisers Friedrich I. Barbarossa teil und starb dabei Anfang Juli 1189 bei Kovin in Serbien als zweiter Berger auf dem Wege zum Heiligen Land. Mit seinen Söhnen Adolf III. von Berg ( 1189 - 1218 ) und dem 1225 ermordeten Grafen Engelbert II., der als Engelbert I. von Köln dort Erzbischof geworden war, erlosch der Mannesstamm.
Das Herzogtum Berg fiel nun an Heinrich von Limburg, Schwiegersohn des Grafen Adolf III. und danach an den Adolf IV. von Berg (reg. 1246 - 1259 ), der die Bindungen und Beziehungen zum Erzbistum Köln vertieft, da er die Schwester des Erzbischofs heiratete. Von 1242 bis Anfang des 17. Jahrhunderts waren die Grafen und Herzöge von Berg auch die Lehnsherren der Grafschaft Limburg.
Sein Sohn Adolf V. ( 1259 - 1296 ) nahm in der Schlacht von Worringen den Erzbischof von Köln , Siegfried von Westerburg , gefangen und erklärte in demselben Jahr ( 1288 ) Düsseldorf zur Stadt ; er hatte seinen Bruder Wilhelm I. zum Nachfolger. Diesem folgte sein Neffe Adolf VI. ( 1308 bis 1348 ), unter dessen Regierung Berg durch Überschwemmungen , Missernten , Pest und den Krieg zwischen Friedrich von Österreich und Ludwig dem Bayern viel zu leiden hatte.
Berg kommt 1348 zu Jülich - wird 1380 Herzogtum
Da Adolf am 3. April 1348 kinderlos starb, endete damit die Limburgische Linie und die Grafschaft Berg ging an die Tochter seiner Schwester, Gräfin Margarete von Ravensberg-Berg , über. Sie war die Gemahlin von Gerhard I. (Jülich-Berg) , Sohns des Herzogs Wilhelm von Jülich . Damit regierte er ab 1348 Berg.
Zeit der Herzoge aus dem Hause Jülich (1380-1521)
Gerhards Sohn Wilhelm II. erhielt am 24. Mai 1380 vom König Wenzel für Berg die Herzogswürde und starb am 25. Juni 1408 . Sein Sohn Herzog Adolf I. , zugleich Graf von Ravensberg ( 1408 - 1437 ), erwarb nach dem Tode des Herzogs Rainald IV. von Jülich und Geldern 1423 ersteres Land. Berg blieb von da an bis zu Anfang des 19. Jahrhunderts mit Jülich vereinigt. Im Jahr 1484 erwirbt das Herrscherhaus die Löwenburg. 1500 wird das Herzogtum Teil des Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreises.
Zeit der Herzoge aus dem Hause Kleve (1521-1609)
Nach dem Erlöschen des Jülich-Bergschen Hauses ( 1521 ) folgten die Regenten des Herzogtums Kleve, die der westfälischen Seitenlinie der Grafen von Berg, also dem Haus der Grafen von der Mark angehörten (siehe Vereinigte Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg).
Erbfolgestreit (1609-1679)
Nach deren Aussterben ( 1609 ) folgte ein Erbfolgestreit, der damit beendigt wurde, dass die Nachfolge in Jülich und Berg dem Haus Pfalz-Neuburg zufiel.
Die Zeit der Kurfürsten aus dem Hause Pfalz (1679-1806)
Von 1652 bis 1690 war Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg der Herzog, sein Sohn Herzog Johann Wilhelm II. (1679-1716), Kurfürst von der Pfalz (1690-1716) folgte ihm nach und ist bis heute in seiner Residenzstadt Düsseldorf und im Bergischen Land als "Jan Wellem" in Erinnerung geblieben. Ab 1708 kartografierte Erich Philipp Ploennies das Territorium und beschrieb die wirtschaftlichen Gegebenheiten in seiner Topographia Ducatus Montani (Topographie des Herzogtums Berg, 1715 ). 1742 kam das Land an den Kurfürsten Karl Theodor aus der Sulzbacher Linie und nach dessen Tod 1799 an den Herzog Maximilian Joseph von Pfalz-Zweibrücken, der unter als der bayerische Kurfürst Maximilian IV. Joseph (und späterer erster bayerischer König Max I. Joseph, ab 1806) die Nachfolge Karl Theodors in Kurbayern antrat.
Das Großherzogtum Berg ( 1806 - 1813 )
Murat Großherzog von Berg ( 1806 - 1808 )
Am 15. März 1806 trat der bayerische Kurfürst Maximilian IV. Joseph (== Maximilian I., König von Bayern) das Herzogtum Berg offiziell an Napoleon ab. Kurbayern hatte sich am 16. Dezember 1805 in dem Vertrag von Schönbrunn im Tausch gegen das Fürstentum Ansbach dazu verpflichet. Napoleon übereignete noch an demselben Tag die Herzogtümer Berg und Kleve an seinen Schwager Joachim Murat . In der Nacht vom 16./17. Juli 1806 wurde die Rheinbundakte vom 12. Juli 1806 unterzeichnet; damit nahm der Herzog von Berg den Titel Großherzog an.
Im Januar 1808 übertrug Napoleon noch weitere Gebiete an Murat:
- die Abteien Elten , Essen und Werden,
- die Grafschaft Mark mit der Stadt Lippstadt,
- ein Teil vom Fürstentum Münster,
- die Grafschaften Tecklenburg, Rheda, Lingen, Kappenberg und Dortmund .
Das Großherzogtum unter direkter Verwaltung Napoleons ( 1808 - 1813 )
Napoleon ernannte am 15. März 1808 Joachim Murat zum König von Neapel und übernahm ab diesem Zeitpunkt selber die Geschicke des Großherzogtums, das Düsseldorf zur Hauptstadt hatte.
Im April 1808 erreichte das Großherzogtum Berg eine Ausdehnung, die es in der Folgezeit nicht mehr übertreffen sollte.
Am 14. November 1808 wurde Berg verwaltungstechnisch in vier Departements aufgeteilt:
1809 übernimmt unter kaiserlicher Vormundschaft der vierjähriger Neffe von Napoleon die Regentschaft. Napoléon Louis Bonaparte war der älteste lebende Sohn des Königs von Holland und Bruder Napoleons III.
Das Herzogtum löst sich auf (1813-1815)
Bald nach der Völkerschlacht bei Leipzig löste sich das Großherzogtum auf. Die meisten Landesteile fielen zusammen mit dem eigentlichen Herzogtum durch den Wiener Kongreß Preußen zu. Es bildete mit den anderen Teilen der preußischen Besitzungen auf dem linken und rechten Rheinufer die Provinz Jülich-Kleve-Berg mit dem Verwaltungssitz Köln, die am 22. Juni 1822 mit der ebenfalls 1815 gebildeten Provinz Großherzogtum Niederrhein mit Verwaltungssitz in Koblenz zur Rheinprovinz vereinigt wurde.
Herrscher von Berg
- ????-1019 Adolf ?
- ????-1093 Adolf ?
- 1093-1106 Adolf I. (†1106 oder 1152)
- 1106-1160 Adolf II.
- 1161-1189 Engelbert I.
- 1189-1218 Adolf III.
- 1218-1225 Engelbert II.
- 1225-1246 Heinrich IV.
- 1246-1259 Adolf IV.
- 1259-1296 Adolf V.
- 1296-1308 Wilhelm I.
- 1308-1348 Adolf VI.
- 1348-1360 Gerhard I. von Jülich-Berg
- 1360-1408 Wilhelm II.
- 1408-1437 Adolf VII.
- 1437-1475 Gerhard II.
- 1475-1511 Wilhelm III. von Jülich-Berg
- 1511-1539 Johann III. von Kleve-Mark (ab 1511 Großterritorium Jülich-Kleve-Berg)
- 1539-1592 Wilhelm IV. (genannt Wilhelm der Reiche)
- 1592-1609 Johann Wilhelm I.
- 1614-1653 Wolfgang Wilhelm
- 1653-1679 Phillip Wilhelm
- 1679-1716 Johann Wilhelm II.
- 1716-1742 Karl Phillip
- 1742-1799 Karl Theodor
- 1799-1806 Maximilian Josef
- 1806-1808 Joachim Murat
- 1809-1813 Napoléon Louis Bonaparte
Siehe auch
- Herzogtum Jülich
- Herzogtum Geldern
- Herzogtum Kleve
- Kurfürstentum Köln
- Grafschaft Mark
- Vereinigte Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg
Literatur
- Göcke: Das Großherzogtum Berg unter Joachim Murat, Napoleon I. und Louis Napoleon 1806–1813, Köln 1877
- Bernhard Schönneshöfer: Die Geschichte des Bergischen Landes, Elberfeld 1908
- Charles Schmidt: Das Großherzogtum Berg, 1806-1813. Eine Studie zur französischen Vorherrschaft in Deutschland unter Napoleon I., Neustadt/Aisch 1999, ISBN 3-87707-535-5
- Erich Philipp Ploennies : Topographia Ducatus Montani (1715), zweibändig bestehend aus Buch, ISBN 3-87707-073-6 und Kartenwerk, ISBN 3-87707-074-4
- Franz Gruss: Geschichte des Bergischen Landes, Leverkusen 1974, ISBN 3-930478-00-5
- Hansjörg Laute: Die Herren von Berg - Auf den Spuren der Geschichte des Bergischen Landes (1101-1806), Solingen 1988, ISBN 3-9801918-0-X
- Axel Kolodziej: Herzog Wilhelm I. von Berg, 1380-1408, Neustadt/Aisch 2005, ISBN 3-87707-639-4
Weblinks
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