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Letzte Änderung für Artikel Jean Piaget: 16.02.2006 21:33

Jean Piaget

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Jean Piaget [ ʒɑ̃ pjaˈʒɛ ] (* 9. August 1896 in NeuchĂątel; † 16. September 1980 in Genf) war ein Schweizer Entwicklungspsychologe und Epistemologe . Er war Psychologie-Professor an der UniversitĂ€t Genf von 1929 - 1954. Seine Mitarbeiterin, Koautorin und spĂ€tere Nachfolgerin war BĂ€rbel Inhelder . Zu den SchĂŒlern Piagets gehörte Felicie Affolter.

Inhaltsverzeichnis

Geschichtliches

Jean Piagets Epistemologie (Wissenschaftstheorie) setzt sich dezidiert von dem zu Anfang des 20. Jahrhunderts dominierenden Behaviorismus von B.F.Skinner ab. Piaget kritisiert in seinen BĂŒchern oft das im Zentrum des Behaviorismus stehende simplizistische Reiz-Reaktionsschema und die Konzeption des Lernens als Konditionierung und Habituation . Beide Konzepte gehören noch heute zu dem Grundvokabular von Lern - und Kognitionspsychologen .

Kognitive Funktionen

Im Zentrum der Piagetschen Theorie stehen zwei, komplementĂ€r zueinander stehende, funktionale Prozesse: Assimilation auf der einen und Akkommodation auf der anderen Seite. Beide sind Aspekte der kognitiven Anpassung des Organismus an seine Umwelt. Zur Veranschaulichung ist die von Piaget selbst verwendete Analogie der Nahrungsaufnahme dienlich: das Aufnehmen der Nahrung, deren Zerkauen und das stoffliche Zersetzen bedeutet Assimilation im Sinne von Anpassung an den Organismus. Der Organismus selbst passt sich aber sozusagen der Nahrung an, indem er diese Nahrungsaufnahmeoperationen durchfĂŒhrt (und hier hinkt die Analogie selbstverstĂ€ndlich ein wenig).

Ein Beispiel, das gerne zitiert wird, ist der Greifakt des Kindes in den frĂŒhen Stadien: das Kind kommt mit einem Greifreflex zur Welt. Ein Gegenstand, der anfangs durch Zufall berĂŒhrt und dann "automatisch" ergriffen wird, wird sozusagen an den Greifakt assimiliert. Der Gegenstand bildet fĂŒr das Kind "etwas Greifbares". Er existiert fĂŒr das Kind zu diesem Zeitpunkt nur als solcher, also quasi als "Greifobjekt" und noch nicht als Objekt im gelĂ€ufigen Sinne mit all seinen sensorisch erfassbaren Eigenschaften (siehe Objektpermanenz ).

Die Assimilationsbewegung wird an diesem Objekt nun immer wieder "geĂŒbt". Der Gegenstand bildet "Nahrung" fĂŒr das Greifschema. Das Kind begegnet natĂŒrlich anderen GegenstĂ€nden. Diese werden ebenso an das Schema assimiliert. Dennoch kann nun nicht mehr dieselbe Greifaktion ausgefĂŒhrt werden. Ein Spielzeugauto muss anders gegriffen werden, als eine Rassel. Noch prĂ€gnanter wird das Beispiel mit dem Versuch eines Kleinkindes, Wasser zu greifen. Das ausgebildete Greifschema muss dem neuen Gegenstand angepasst, also akkomodiert werden, im Falle des Wassers resultiert eine Schöpfbewegung. Die Inkorporation von einer Reihe von GegenstĂ€nden nennt Piaget generalisierende Assimilation.

Explizit bedeutet Assimilation so viel wie kognitive Integration von UmwelteinflĂŒssen und Akkomodation in etwa die Modifikation der Schemata im Angesicht dieser UmwelteinflĂŒsse. Akkomodation kann niemals getrennt und unabhĂ€ngig von Assimilation auftreten. Akkomodation ist komplementĂ€r zur Assimilation. Assimilation und Akkomodation sind aber auch widerlĂ€ufig. Durch den Organismus wird eine Äquilibration , also ein Gleichgewicht, dieser beiden Prozesse angestrebt (siehe auch Kybernetik ).

Kognitive Entwicklung

Übersicht

Stadien der kognitiven Entwicklung nach Piaget:

  1. Sensomotorisches Stadium (0-2 Jahre) – Erwerb von sensomotorischer Koordination, praktischer Intelligenz und Objektpermanenz ; Objektpermanenz aber noch ohne interne ReprĂ€sentation
  2. PrĂ€operationales Stadium (2-7 Jahre) – Erwerb des Vorstellungs- und Sprechvermögens; gekennzeichnet durch Realismus , Animismus und Artifizialismus (zusammenfassend: Egozentrismus );
  3. Konkretoperationales Stadium (7-11 Jahre) – Erwerb von Dezentrierung , ReversibilitĂ€t , Erhaltung , Seriation , Klasseninklusion und TransitivitĂ€t ;
  4. Formaloperationales Stadium (11-16 Jahre) – Erwerb der FĂ€higkeit zum logischen Denken und der FĂ€higkeit Operationen auf Operationen anzuwenden

Detaillierte Entwicklungsstadien

1. Sensomotorisches Stadium (0-2 Jahre)

    • 0 - 1 Monat : Bei Geburt ist das Kind in einen Zustand des absoluten Egozentrismus eingeschlossen, es nimmt außer sich selbst nichts wahr. Das Kind beherrscht einfache Reflexe (Saugen, das Folgen von bewegten Objekten mit den Augen, das Schließen der Hand bei BerĂŒhrung); aus diesen Reflexen werden willkĂŒrliche Aktionen.
    • 1 - 4 Monate: Neue Reaktionsmuster bilden sich durch zufĂ€llige Kombination primitiver Reflexe. Das Kind vereinigt getrennte Aktionen, z. B. mit der Hand zappeln und daran saugen.
    • 4 - 8 Monate: Das Kind reagiert auf Ă€ußere Reize, aber Sehen und Greifen sind noch nicht koordiniert. Erste Versuche werden unternommen, um auf die Umgebung einzuwirken, z. B. durch das Erzeugen des GerĂ€usches einer Rassel.
    • 8 - 12 Monate: Zielgerichtetes Verhalten entsteht. Ein Hindernis wird zur Seite geschoben, um einen Gegenstand zu greifen. Jetzt entsteht die Objektpermanenz . Neu tritt in diesem Alter auch die "Acht-Monat-Angst" (fremdeln) auf: das Kind kann nun unterscheiden, welche Personen ihm vertraut sind und welche Personen ihm fremd sind. WĂ€hrend es frĂŒher alle menschlichen Gesichter angelĂ€chelt hat, schenkt es jetzt nur noch den ihm vertrauten Personen ein LĂ€cheln. Auf Gesichter, die ihm fremd sind, reagiert es abweisend.
    • 12 - 18 Monate: Gerichtetes Tasten, Hilfsmittel werden gebraucht, das Versuch-und-Irrtum-Verhalten ist auf ein Ziel gerichtet.
    • 18 - 24 Monate: Das Kind beginnt, sich geistig zu entwickeln. Die motorische Aktion wird 'nach innen' verlegt. Es gibt seinen egozentrischen Standpunkt auf der physischen, noch nicht auf der geistigen, Ebene auf.

2. PrÀoperationales Stadium (2-7 Jahre)

Das Kind ersetzt die sensomotorischen AktivitĂ€ten immer mehr durch verinnerlichte geistige AktivitĂ€ten wie sprachlicher Ausdruck und Bildvorstellung. Es agiert in Gedanken. Ein Kind, das sich den zwingenden Aspekten des unmittelbaren konkreten Reizes nicht entziehen und sich nicht vorstellen kann, wie das Objekt vor einer Änderung ausgesehen hat, befindet sich im prĂ€operationalen, vorgedanklichen Stadium.
Im prĂ€operationalen Stadium sieht sich das Kind mit seinen BedĂŒrfnissen und Zwecken noch das Zentrum. Alles wird in bezug auf das Ich gesehen. Der Egozentrismus des prĂ€operationalen Kindes lĂ€sst es annehmen, dass jeder so denkt wie es selbst und dass die ganze Welt seine GefĂŒhle und WĂŒnsche teilt. Dieses GefĂŒhl des Einsseins mit der Welt fĂŒhrt das Kind zu der Überzeugung von seiner magischen Allmacht. Die Welt ist nur seinetwegen geschaffen. Aufgrund seines Egozentrismus ist das Kind nicht fĂ€hig, sich in andere Menschen hineinzudenken. Alle teilen vermeintlich seinen Standpunkt. Es kennt nur seine Perspektive. Das Kind glaubt, dass alles, was fĂŒr es fĂŒr real hĂ€lt (Worte, Namen, Bilder, TrĂ€ume, GefĂŒhle), auch wirklich existiert ( Realismus ). Auch auf der sprachlichen Ebene zeigt sich diese EgozentrizitĂ€t. Das Kind ist nicht in der Lage, eine Geschichte so zu erzĂ€hlen, dass sie fĂŒr einen Zuhörer, der die Geschichte nicht kennt, verstĂ€ndlich wird.

Ein weiterer Aspekt des egozentrischen Denkens ist der Animismus . Das Kind glaubt, dass die Dinge wie es selbst sind, belebt, bewusst und voller Absichten .

Piaget unterscheidet vier Stadien in bezug auf Animismus, die nacheinander durchlaufen werden:

  1. Jeder Gegenstand kann mit einem Zweck oder bewusster AktivitÀt geladen sein. Ein Ball kann sich weigern geradeaus zu fliegen.
  2. Nur Objekte, die sich bewegen, sind lebendig (z.B. Wolken).
  3. Nur Objekte, die sich spontan und aus eigener Kraft bewegen, sind lebendig.
  4. Nur Pflanzen und Tiere sind lebendig.
Unter Artifizialismus versteht man die Vorstellung, dass die GegenstĂ€nde und Naturerscheinungen von Menschen geschaffen wurden. Zum Beispiel könnten Menschen Sterne, Berge und FlĂŒsse erschaffen. Das Denken des prĂ€operationalen Kindes beruht nicht auf Logik . Objekte und VorgĂ€nge, die in einem raumzeitlichen Zusammenhang auftreten, werden in kausaler Beziehung gesehen, beispielsweise der Donner macht den Regen.

3. Konkretoperationales Stadium (7-11 Jahre)

Das Kind kann in Gedanken mit konkreten Objekten oder ihren Vorstellungen operieren. Das Denken ist auf konkrete anschauliche Erfahrungen beschrÀnkt. Abstraktionen (wie Milliarden Jahre) sind nicht möglich. Das Denken ist noch nicht logisch sondern intuitiv und wird von der direkten Wahrnehmung beeinflusst.
Dezentrierung ist der auf die unmittelbare Wahrnehmung folgende Prozess. Durch die Dezentrierung werden IrrtĂŒmer oder Verzerrungen der Wahrnehmung korrigiert. Nicht der vordergrĂŒndige, auffĂ€lligste Aspekt der Wahrnehmung wird am stĂ€rksten bewertet.
ReversibilitĂ€t (Umkehrbarkeit) ist das Vermögen in Gedanken rĂŒckwĂ€rts zu gehen. DurchgefĂŒhrte Operationen können wieder rĂŒckgĂ€ngig gemacht werden (Addition - Subtraktion).
Unter Erhaltung ist die FĂ€higkeit zu verstehen, dass gewisse Eigenschaften eines Objekts konstant sind und erhalten bleiben, auch wenn es sein Aussehen Ă€ndert. Beispiele: Erhaltung der Substanz , auch wenn sich die Form Ă€ndert; Erhaltung des Gewichts bei FormĂ€nderung; Erhaltung des Volumens auch wenn das Wasser in ein höheres GefĂ€ĂŸ gefĂŒllt wird; Erhaltung der LĂ€nge eines Stocks auch wenn er verschoben wird; Erhaltung der Anzahl, auch wenn die Anordnung (3 \cdot 4 statt 2 \cdot 6) verĂ€ndert wird.
Seriation ist die FĂ€higkeit Objekte in einer Reihenfolge entsprechend der GrĂ¶ĂŸe, des Aussehens oder eines anderen Merkmals anzuordnen.
Klassifikation bedeutet die FĂ€higkeit, eine Gruppe von Objekten entsprechend ihres Aussehens, GrĂ¶ĂŸe oder eines anderen Merkmals zu benennen oder zu identifizieren. Dies schließt die Idee ein, dass eine Klasse eine andere Klasse beinhalten kann ( Klasseninklusion ).

4. Formaloperationales Stadium (11-16 Jahre)

Der junge Mensch kann nun 'mit Operationen operieren', das heißt, er kann nicht nur ĂŒber konkrete Dinge, sondern auch ĂŒber Gedanken nachdenken. Die Periode ist charakterisiert durch abstraktes Denken und das Ziehen von Schlussfolgerungen aus vorhandenen Informationen .


Diese vier Stadien haben folgende Charakteristika:

  • die einzelnen Stadien folgen aufeinander; ein Stadium muss durchlaufen sein, bevor das nĂ€chste folgen kann
  • die Stadien sind universell, d.h. sie kommen in allen Kulturen vor
  • die Stadien sind durch qualitative , nicht nur durch quantitative Unterschiede voneinander abgegrenzt
  • auf jeder Entwicklungsstufe des Kindes besteht ein Gleichgewicht zwischen Assimilation und Akkommodation . Dieses Gleichgewicht wird durch die Reifung , durch Erfahrung und durch Erziehung gestört und fĂŒhrt zum Durchlaufen der einzelnen kognitiven Stadien.

Paradigmatische Experimente

Piaget fĂŒhrte fĂŒr seine Untersuchungen viele Verhaltensexperimente/Tests durch, einige davon mit seinen eigenen Kindern. Es folgen seine bekanntesten und wichtigsten Experimente: (die Liste ist unvollstĂ€ndig)

  • ein Gegenstand wird vor den Augen des Kindes durch einen Sichtschutz verdeckt. Das Kind wirkt ĂŒberrascht und verhĂ€lt sich so, als habe sich das Objekt in Luft aufgelöst! (ein Kind, das sich so verhĂ€lt, hat Piaget zufolge, noch keine Objektpermanenz ausgebildet)
  • zwei Glaskontainer A und B. A ist gefĂŒllt mit Wasser, B ist leer. Wasser aus Container A wird komplett in B umgegossen. Der Wasserpegel steht nun in B höher als zuvor in A, da B schmaler und lĂ€nglicher ist als A. Das Kind antwortet, dass nun mehr Wasser in B enthalten sei, als zuvor in A! (fehlende Invarianz von Volumina)
  • zwei gleichgroße Knetkugeln. Eine Knetkugel wird vor den Augen des Subjekts (!) zu einer Wurst umgeformt. Subjekt behauptet, Knetmasse habe sich verĂ€ndert. Sieht zwar die IdentitĂ€t der verformten Kugel ein, gibt jedoch an, die Masse habe sich erhöht ('wird lĂ€nger') oder verringert ('ist dĂŒnner geworden'). Nach Piaget wird die Aufgabe falsch gelöst, weil das Subjekt a) nicht ĂŒber ReversibilitĂ€tskompetenz verfĂŒgt und b) sich nur auf eine Dimension der Transformation beschrĂ€nkt (Zentrierung).
  • zwei Spielzeugautos A und B. Beide fahren und stoppen zur selben Zeit. A fĂ€hrt schneller als B. Das Kind meint, A sei lĂ€nger gefahren als B. ErklĂ€rung: Verwechselung der Parameter Zeit (t) und Distanz (s).
  • eine gleiche Anzahl von Spielsteinen wird in jeweils einer Reihe angeordnet. Die AbstĂ€nde der einen Reihe sind kĂŒrzer als die der zweiten. Resultat: fĂŒr das Kind besteht die erste Reihe aus weniger Spielsteinen. Selbst, wenn man das Kind beide Reihen abzĂ€hlen lĂ€sst, bleibt es bei seinem Urteil! Ginsburg (siehe Literatur; Entering the Child's Mind) erweiterte diesen Versuch: er fĂŒgte der kĂŒrzeren Reihe einen weiteren Spielchip hinzu. Selbst dies Ă€nderte nichts an der Antwort des Kindes!

Kritik

GrundsÀtzlich gibt es zwei Arten der Kritik an Piagets Theorie. Zum einen richtet sich diese gegen Piagets Methode und zum anderen gegen seine Einteilung der kognitiven Entwicklung in Stufen und Stadien. Viele Experimente wurden erstellt, um zu zeigen, dass Kinder FÀhigkeiten in einem Entwicklungsstadium X besitzen, die sie nach Piaget erst in dem Stadium Y besitzen sollten.

Piaget prĂ€sentiert seine Arbeiten als wechselseitiges BegrĂŒndungsverhĂ€ltnis zwischen seinen Experimenten und seinem Entwicklungsmodell. Er unterstellt dabei, daß die Resultate einzelner Entwicklungsschritte notwendig seien, weil sie einem genetischen Entwicklungsprinzip folgten. Die abstrakt und funktional gedachte Anpassung, wird als Grund fĂŒr all die einzelnen Lernschritte, die Kinder machen, definiert - also nicht aus den Experimenten abgeleitet. WĂŒrde Piaget, ohne das Resultat eines Lernschrittes zu kennen, ein bestimmtes Resultat kindlichen Denkens mittels des Anpassungsbegriffs erklĂ€ren mĂŒssen, wĂŒrde er stĂ€ndig auf verschiedene Möglichkeiten stoßen, deren Unterschiede ja gerade zu erklĂ€ren wĂ€ren. In der Abstraktion Gleichgewicht - jenseits bestimmter Inhalte - kann er jedes Resultat von Lernen einordnen, weil er jeden möglichen Widerspruch per Definition und vorab in der Abstraktheit seines Äquilibrationsprinzips aufgehoben hat. Gleichgewicht ist dann immer genau der Zustand, der bereits als Resultat eines jeden bestimmten Lernschrittes bekannt war. Die theoretischen Begrifflichkeiten geben somit der Entwicklung einen Namen, um darin die Notwendigkeit des Lernschrittes formal auszudrĂŒcken. Sie erklĂ€ren ihn dadurch nicht. Piaget macht sich so in seiner Theorie von den inhaltlichen Ergebnissen seiner Untersuchungen unabhĂ€ngig. Er ĂŒbertrĂ€gt vom Resultat her seine Beobachtungen auf seine Abstraktionen. Alle Beobachtungen passen nun zusammen, ohne dass die abstrakten Kategorien, die von Piaget als Entwicklungsgrund benannt und ausgefĂŒhrt wurden, in einem Ableitungszusammenhang zu Experimenten oder Beobachtungen stehen mĂŒssten. Als Interpretationsmuster verplausibilisiert die Theorie die postulierte Notwendigkeit beliebiger Entwicklungsschritte.

Methodisch vertrat Piaget zeitlebens eine andere Position als die etablierte Psychologie. Er hielt den Gebrauch von Statistiken und standardisierten Untersuchungsmethoden fĂŒr kontraproduktiv und vollzog seine Untersuchungen hauptsĂ€chlich an seinen drei Kindern und leitete auf dieser sehr schmalen Forschungsbasis seine Erkenntnisse ĂŒber Kinder im allgemeinen ab. Seine so genannte Methode des "Klinischen Interviews" ist nur eine von Piagets entwickelten Methoden (und zwar die seines FrĂŒhwerkes). Piagets Methoden wurden oft als unwissenschaftlich bezeichnet. Es ist jedoch zweifelhaft, ob eine solche Bezeichnung im Angesicht der SubtilitĂ€t der Piagetschen Methodik nicht zu kurz greift. Dazu Piaget ĂŒber sein eigenes Vorgehen:

The good experimenter must, in fact, unite two often incompatible qualities; he must know how to observe, that is to say, to let the child talk freely, without ever checking or side-tracking his utterance, and at the same time he must constantly be alert for something definite; at every moment he must have some working hypothesis, some theory, true or false, which he is seeking to check. When students begin they either suggest to the child all they hope to find, or they suggest nothing at all, because they are not on the look-out for anything, in which case, to be sure, they will never find anything. (Piaget: The Child's Conception of the World)

Siehe auch

  • Entwicklungspsychologie
  • Jean Piaget wird zuweilen irrtĂŒmlich als ein VorlĂ€ufer des Radikalen Konstruktivismus betrachtet.
  • Stufentheorie des moralischen Verhaltens
  • Animismus in der Entwicklungspsychologie
  • Balzan-Preis 1979

Theoretisches RĂŒstzeug Jean Piagets

  • Kybernetik
  • Gestaltpsychologie
  • Nicolas Bourbaki und Mengenlehre

Literatur

PrimÀrliteratur

SekundÀrliteratur

AusgewĂ€hlte EinfĂŒhrungen

  • Flavell, J. (1963), The developmental psychology of Jean Piaget, New York: Van Nostrand.
  • Ginsburg, H. and Opper, S. (1969), Piaget's theory of intellectual development. An introduction. New-Jersey: Prentice-Hall. Übersetzung aus dem amerikan.: Piagets Theorie der geistigen Entwicklung, Stuttgart, 1993, Klett-Cotta, ISBN 3-608-93042-6
  • Ginsburg, Herbert P.: Entering the Child's Mind. The Clinical Interview in Psychological Research and Practice. Cambridge University Press 1997, ISBN 0-521-49803-1
  • Kesselring, Thomas: Jean Piaget, MĂŒnchen: C.H. Beck 1999, ISBN 3406445128 .
  • Montada, L. (1987), "Die geistige Entwicklung aus der Sicht Jean Piagets", in: R. Oerter, R. (Hrsg.), Entwicklungspsychologie, Weinheim : Beltz, Psychologie-Verl.-Union.
  • Scharlau, Ingrid: Jean Piaget zur EinfĂŒhrung, Hamburg: Junius, 1996, ISBN 3885069377 .

Weitere SekundÀrliteratur

  • komplette SekundĂ€rliteratur in deutscher Sprache
  • Ginsburg, Herbert P. / Jacobs, Susan F. / Lopez, Luz Stella: The Teacher's Guide to Flexible Interviewing in the Classroom. Learning what Children know about Math. Needham Heights 1998, Allyn&Bacon, ISBN 0-205-26567-7

Zitate

"Das Dumme mit Piaget und seinen Stadien ist, daß es einem jedesmal, wenn er ein Beispiel dafĂŒr gibt, so geht wie dem Helden bei Jerome K. Jerome (in drei Mann in einem Boot), der bei der LektĂŒre eines medizinischen Wörterbuchs bei sich die Symptome sĂ€mtlicher Krankheiten entdeckt. Man hat den Eindruck, man sei selber mittendrin, in jedem dieser piagetschen Stadien. Was mich angeht, so fĂŒhle ich mich jedenfalls ganz und gar prĂ€operativ, denn mir erscheinen die Beziehungen von Ursache und Wirkung hier nur sehr schwach."

aus: Stella Baruk - Wie alt ist der KapitĂ€n? Über den Irrtum in der Mathematik. (franz. Originalausgabe: Paris 1989, Edition Du Seuil), dt. Übers. Basel 1985, BirkhĂ€user, S.232

Weblinks

Wikipedia

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