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Letzte Änderung für Artikel Berndeutsch: 27.01.2006 23:38

Berndeutsch

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Berndeutsch ist der schweizerdeutsche Dialekt , der im Kanton Bern gesprochen wird.

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Es existiert kein einheitlicher, klar abgegrenzter berndeutscher Sprachraum. Üblicherweise werden einfach die innerhalb der Grenzen des Kantons Bern gesprochenen Dialekte "Berndeutsch" genannt. Doch die tatsächlichen Dialektgrenzen verlaufen nur selten entlang der Kantonsgrenzen. Im Nordosten (Seebezirk) des Kantons Freiburg, im Süden des Kantons Solothurn und im Südwesten des Kantons Aargau werden Dialekte gesprochen, die mit dem Berndeutschen praktisch identisch sind. In den Tälern des Berner Oberlandes gibt es hingegen Dialekte, welche sich stark vom Berndeutschen des Mittellandes unterscheiden. Im Berner Jura wird französisch gesprochen, während in Biel/Bienne sowohl Schweizerdeutsch wie auch französisch gesprochen wird.

Aussprache

In den folgenden Merkmalen unterscheidet sich Berndeutsch von den meisten anderen Schweizer Dialekten:

  • / l / vor einem Konsonanten oder am Ende der Silbe wird als geschlossenes "u" ausgesprochen, beispielsweise Miuch (Milch), Fauue (Falle), Esu (Esel);
  • / nd / wird meist [ ŋ(ː) ] ausgesprochen, zum Beispiel angers (anders), Ching (Kind), Sang (Sand), aber beispielsweise Fründ (Freund);
  • Der Diphthong ei wird wie die Zusammensetzung der Einzelvokale ausgesprochen, also wie im Englischen "take" oder "mail";
  • Immer weiter ins Alpengebiet zurück weicht der ursprünglich im ganzen Berner Mittelland verbreitete Schwund von / n / vor folgendem / x / (ch) und / kx /, vgl. veraltend treiche (trinken), däiche (denken) sowie das immer noch übliche Scheiche (Bein; verwandt mit 'Schinken').

Diese Ausspracheregeln gelten für das Berndeutsch im Mittelland (siehe Abschnitt Innere Unterschiede).

Wortschatz

Größtenteils entspricht der Berndeutsche Wortschatz dem allgemeinen Schweizerdeutschen Wortschatz . Es existieren jedoch Besonderheiten, zum Beispiel gäng/geng/ging (immer) oder Schaft (Schrank, in den meisten anderen Schweizer Dialekten Chaschte). Einige spezifisch berndeutsche Worte, wie Gieu (Knabe), Meitschi (Mädchen) oder seckle (rennen), stammen ursprünglich aus dem vom Rotwelsch beeinflussten Dialekt im Mattequartier in Bern.

Grammatik

Die berndeutsche Grammatik unterscheidet sich in vielen Bereichen von der standarddeutschen. Sie ist aber weitgehend identisch mit der Grammatik in anderen schweizerdeutschen Dialekten .

Ihr auffallendstes Merkmal ist die Höflichkeitsform: Es wird nicht gesiezt, sondern geihrzt. Anstelle von Grüezi (Grüß Sie) wird also in Bern Grüessech (Grüß Euch) verwendet.

Wie im gesamten westlichen Schweizerdeutschen hat der Plural beim Verb nicht nur noch eine Form, sondern deren zwei, da die 2. Person Plural eine eigene Endung bewahrt vgl.:

  • Standarddeutsch: wir sind/haben, ihr seid/habt, sie sind/haben
  • Zürichdeutsch: mir sind/händ, ihr sind/händ, si sind/händ
  • Berndeutsch: mir sy/hei, d(i)r syt/heit, si sy/hei

Bemerkenswert ist die Tatsache, dass, wie in anderen Schweizerdeutschen Dialekten, die Zahlwörter "zwei" und "drei" ein grammatisches Geschlecht aufweisen (doch ist diese Unterscheidung im Rückgang begriffen):

  • zwe Manne (zwei Männer)
  • zwo Froue (zwei Frauen)
  • zwöi Ching (zwei Kinder)
  • drei Manne (drei Männer)
  • drei Froue (drei Frauen)
  • drü Ching (drei Kinder)

Rechtschreibung

Berndeutsch ist hauptsächlich eine gesprochene Sprache, auch wenn eine vergleichsweise umfangreiche berndeutsche Literatur existiert. Es gibt keine einheitliche Rechtschreibung, aber trotzdem lassen sich zwei Hauptrichtungen der berndeutschen Rechtschreibung ausmachen, wobei jedoch jeder einzelne Autor jeweils persönlichen Gepflogenheiten folgt:

  • Die Tendenz, sich soweit als möglich an das standarddeutsche Schriftbild anzupassen. Dieser Ansatz ist der ältere (beispielsweise bei Rudolf von Tavel, Simon Gfeller, Otto von Greyerz, Carl Albert Loosli), und ist vermutlich auch heute noch der üblichste. Beschrieben ist er im Buch Bärndütschi Schrybwys von Werner Marti.
  • Die Tendenz, die berndeutschen Laute möglichst konsequent wiederzugeben. Dieser Ansatz geht auf das Buch Schwyzertütschi Dialäktschrift von Eugen Dieth zurück. Im Unterschied zu anderen Regionen der Schweiz hat sich dieser Ansatz im Bernbiet nicht durchgesetzt, was wohl daran liegt, dass es schon vor der Publikation dieses Ansatzes eine relativ umfangreiche berndeutsche Literatur gab.

Wie alle anderen Dialekte der Deutschschweiz ist Berndeutsch als geschriebene Sprache gegenwärtig in Bereichen im Vormarsch, wo eine "quasi-mündliche" Ausdrucksweise verwendet wird, d.h. in SMS , Chat und persönlichen Briefen und E-Mails . Dabei wird meist "nach Gefühl" und mehr oder weniger phonetisch geschrieben. Dabei lassen sich die Schreibungen nicht in die zwei oben genannten Ansätze einordnen, was einerseits daran liegen mag, dass die jungen Schreiber kaum Kenntnis von der Mundartliteratur haben, andererseits daran, dass sie sich nicht an etablierte Regeln halten wollen oder können.

Innere Unterschiede

Innerhalb des Kantonsgebietes existieren zahlreiche Dialektvarianten. Allerdings ist eine Tendenz zur Verflachung der Unterschiede feststellbar; die Ausprägung und die Anzahl der Varianten nimmt stark ab.

Innerhalb der Stadt Bern gab es noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Vielzahl von Soziolekten (Gliederung von Dialekten nach sozialer Schicht): Die Oberschicht sprach das archaisierende Patrizier-Berndeutsch (keine l-Vokalisierung, keine nd-Velarisierung, Rachen-r wie im Französischen); die alteingesessenen Burger sprachen das altertümliche Stadt-Berndeutsch; die Unterschicht im Mattequartier sprach das sogenannte Mattenenglisch; die aus dem Umland Zugewanderten sprachen bäuerliche Landdialekte.

Der moderne Stadtdialekt beruht zu grossen Teilen auf den Landdialekten, weist aber auch viele Wörter des Mattenenglischen auf (nebst einer Menge neuer Lehnwörter aus dem Deutschen und dem Englischen). Seinerseits strahlt dieser Stadtdialekt wieder auf das Land aus: Im Einzugsgebiet der Agglomeration Bern ist eine zunehmende Nivellierung der Dialektunterschiede festzustellen.

Die auffälligste Variation, die heute noch ausgeprägt ist, ist der ja/jo-Unterschied. Im nördlichen Kantonsteil, d.h. im Seeland, im Oberaargau und in Teilen des Unteremmentals wird in vielen Wörtern a zu o (ja/jo, Jahr/Johr, Fraag/Froog). Das jo-Gebiet ist allerdings auf dem Rückzug.

Typisch für die Gegend südlich von Bern ist der Übergang von den Diphthongen ei, öi und ou zu den Monophtongen ii, üü und uu, welche so offen gesprochen werden, dass sie von einigen sogar als ee, öö und oo empfunden werden. Beispiele sind Geiss/Giiss, zwöi/zwüü und gloube/gluube. Diese Variante ist jedoch ebenfalls im Rückzug begriffen; war sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch in weiten Teilen des mittleren und südlichen Mittellandes (ohne die Stadt Bern) verbreitet, so findet man sie heute fast nur noch in ländlichen Gegenden der Voralpen und des Oberlandes.

Im Berner Oberland trifft man auf eine grössere Dialektvielfalt als im Mittelland. Die Oberländer Dialekte gehören zum Höchstalemannischen ; erkennbar unter anderem am Vokalsystem, das die mittelhochdeutschen Monophthonge auch im Hiatus bewahrt hat (schneie/schnye, boue/buue). Auch fehlen im Oberland die für das Berndeutsch typische l-Vokalisierung (Milch/Miuch) und die nd-Velarisierung (Hund/Hung). Oft werden nur die Dialekte des Mittellands als Berndeutsch bezeichnet, während die Oberländer Dialekte (Berner) Oberländisch und Brienzer /Haslitaler Dialekt genannt werden.

Literatur

Weblinks

   
Wikipedia auf Berndeutsch und anderen alemannischen Dialekten

Wikipedia

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Berndeutsch aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation . In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren des Artikels Berndeutsch verfügbar.

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