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Letzte Änderung für Artikel Ostfriesisches Platt: 02.01.2006 17:35

Ostfriesisches Platt

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Ostfriesisches Platt, das zur niedersächsischen Sprache innerhalb der Niederdeutschen Sprachfamilie gehört hat die frühere friesische Sprache Ostfrieslands ersetzt. Allerdings unterscheidet es sich in vielen Eigenheiten bis heute sehr von den übrigen Varianten des Niedersächsischen. Diese Unterschiede beruhen auf der nach wie vor starken Wirkung des friesischen Substrates sowie einigen historisch bedingten Sonderentwicklungen und Einflüssen z.B. aus dem Niederländischen und Französischen. Auch Spuren der Unterscheidung von ems- und weserfriesischer Variante des Ostfriesischen finden sich bis heute im ostfriesischen Platt, das zumeist gemeint ist, wenn heutzutage von "Ostfriesisch" gesprochen wird. Dem Ostfriesischen Platt nahe stehen das Emsländische, Oldenburgische und Groningische (NL). Es wird nach wie vor häufig verwendet. Etwa 50 Prozent der Ostfriesen benutzen Platdüütsk regelmäßig, viele weitere verstehen diese Sprache - jedoch zumeist mit erheblichen Einschränkungen. Unter dem Einfluss des Hochdeutschen ist zunehmend Verfall von aktiver und passiver Sprachkompetenz zu beobachten.

Das heutige Ostfriesische Platt ist zwar mit der ursprünglichen friesischen Sprache verwandt und von dieser erheblich beeinflusst, gehört aber nicht zur friesischen Sprachgruppe sondern zum Niedersächsischen.

Ostfriesisches Platt unterscheidet sich in einer Reihe von Merkmalen vom Nordniedersächsischen, wie es östlich von Bremen bis nach Schleswig-Holstein gesprochen wird. Ähnlich wie in der niederländischen Sprache oder in den Alemannischen Dialekten wird häufig vom Diminutiv (der Verkleinerungsform) Gebrauch gemacht. Das Diminutiv-Suffix ist -je und -tje oder -ke, beispielsweise Footjes = Füßchen, Kluntje = Stück Kandiszucker für den Tee, Lüüntje = Spatz, Sperling (Passer domesticus), Tüütje = Hühnchen.

Der Diminutiv findet sich auch häufig bei ostfriesischen Vornamen, insbesondere weiblichen, die dann zu eigenständigen Namen geworden sind.

Auch im Vokabular gibt es Unterschiede, eine Reihe von Wörtern hat ihre nächste Entsprechung im Holländischen oder Englischen.

Beispiele

Ostfriesisches Platt Nordniedersächsisch Niederländisch Englisch Deutsch
hör (alt. höör) ehr haar her ihr
moi (alt. mōi) scheun mooi beautiful, nice, fine schön
geböhren (alt. geböören) passeern gebeuren to happen geschehen
proten (alt. prōten) snakken praten to talk, to prate sich unterhalten
neet (alt. näit) nich niet not nicht

Außerdem finden sich Begriffe, die bei gemeinsamer Wurzel eine gegenüber dem Deutschen abweichende Entwicklung genommen haben, die sie dem Englischen oder Niederländischen annähert. Ein Beispiel:

Ostfriesisches Platt Niederländisch Englisch Deutsch
klock (alt. kloek) (Bedeutung: Uhr u. Glocke) klok clock (Bedeutung: Uhr) dagegen Glocke
't is klock teihn (alt. t is klok tājn) 't is tien uur it is ten o' clock es ist zehn Uhr
Ühr (alt. üer ) (Bedeutung: Stunde) uur hour (Bedeutung: Stunde) Uhr
'n karteer Ührs (alt. n kartæær üers) een kwartier a quarter of an hour eine Viertelstunde

Der Ostfriesische Standardgruß, dessen Herleitung nach wie vor unklar ist, lautet Moin, und wird 24 Stunden pro Tag verwendet. Von Ostfriesland aus hat er sich zunächst im gesamten plattdeutschen Sprachraum und das südliche Dänemark ausgebreitet, Ende des 20. Jahrhunderts griff er auch nach Süden und in den englischen Sprachraum über.

In phonologischer und grammatischer Hinsicht unterscheidet sich das ostfriesische Platt zum Teil erheblich vom Deutschen und vielfach auch deutlich von anderen niederdeutschen Sprachvarianten. Es weist gegenüber dem Deutschen zum Beispiel eine größere Zahl von Vokalphonemen und Diphthongen auf, die bestimmte funktionale Gruppen bilden.

Geschrieben wird ostfriesisches Platt, in dem eine beachtliche regionale Literatur existiert, in der "Schrievwies Oostfreeske Landskupp", einer an den Saßschen Orthographieregeln orientierten Schreibweise, die eine dialektübergreifende Kompromissschreibung darstellt.

Es gibt, aus einer privaten Initiative heraus, seit etwa 1975 eine alternative Schreibweise, die sich stärker an der tatsächlichen Aussprache des Ostfriesischen Platt orientiert als die Landschaftliche Schreibweise und für jeden Laut nur eine einzige Schreibform (ein Graphem ) zulässt wobei durch Zusatzzeichen bei Vokalen die Längen unterschieden werden, die sowohl Phonemcharakter wie auch grammatische Funktionen haben. Diese findet allerdings bisher nur wenig Verbreitung. Ein Grund dafür mag sein, dass dafür zusätzliche diakritische Zeichen wie z.B. das Makron (Längenstrich über einem Vokalbuchstaben ) benutzt werden, die, obzwar für einen aktiven Sprecher prinzipiell selbsterklärend, vielen jedoch zu fremd erscheinen und extra erlernt werden müssen. Außerdem läuft diese Schreibweise, die in phonologischer und grammatischer Hinsicht die Eigenständigkeit der Sprache herausstellen will, dem von manchen Schreibern gepflegten Bemühen entgegen, Texte in Platt möglichst "Deutsch" aussehen zu lassen.

Innerhalb des Ostfriesischen Platt gibt es - allerdings häufig überbewertet - wiederum Dialektvarianten, so dass eine zu eng an die Aussprache angelehnte Schreibweise dazu führen könnte, dass ein Ostfriese "sein" Plattdeutsch im Text eines anderen Ostfriesen nicht wiedererkennt. Dem will die alternative Schreibweise insofern entgegenwirken, als unabhängig von lokalen oder individuellen Ausspracheunterschieden ein Schriftstandard angestrebt wird, der aber im Unterschied zu bisherigen Gewohnheiten (wie sie sich auch in der Schreibweise der Ostfriesischen Landschaft spiegeln) an einer phonetisch vielfältigen Variante orientiert ist wodurch z.B. eine Vielzahl von Homonymen vermieden wird.

Die Haltung der Ostfriesen gegenüber ihrem Platt ist gelegentlich etwas zwiespältig. Immer wieder einmal gab es Phasen, in denen Platt eher gemieden und teilweise gezielt unterdrückt wurde, weil es als rückständig, unzeitgemäß und einem Fortkommen unter den Bedingungen neuerer Zeit hinderlich galt. Auch Vorurteile hinsichtlich der sozialen Stellung von Platt-Sprechern spielten eine Rolle. Andererseits aber wurde ostfriesisches Platt als entscheidend identitätsstiftender Faktor empfunden und schon die nur lose Eingebundenheit in den Kreis der Sprecher des ostfriesischen Platt reichte beispielsweise aus, sich betont abzugrenzen gegenüber anders regionaler Herkunft, besonders auch dem benachbarten oldenburgischen und emsländischen Raum.

Der Wortschatz des Ostfriesischen Platt wird beschrieben im Niedersächsischen Wörterbuch.

Ein ganz eigenes gruppentypisches Idiom innerhalb des Ostfriesischen Platt bildete in der Vergangenheit die mittlerweile verloren gegangene Verkehrssprache der (vielfach jüdischen ) Viehhändler, in der sich ein eigenwilliges Platt teilweise mit jiddischen und anderen sprachlichen Elementen mischte.

Ostfriesische Sprache

Mit dem Begriff Ostfriesische Sprache bezeichnet man die ostfriesischen Varietäten der friesische Sprache, die bis etwa 1500 in Ostfriesland gesprochen wurde. Reste von ihr sind das aktuell noch von rund 2000 Sprechern beherrschte Saterländisch in der Gemeinde Saterland südlich Ostfrieslands und bis ca. 1930 die Sprache von Wangerooge , die zur weserfriesischen Variante gehört. Als historisches Zeugnis des Ostfriesischen ist wohl am bekanntesten der so genannte Brookmerbrief , eine alte Gesetzesquelle.

Literatur

  • Ahlsson, Lars-Erik: Studien zum ostfriesischen Mittelniederdeutsch, Uppsala 1964.
  • Buma, W. J. (Hrsg.): Die Brokmer Rechtshandschriften (Oudfriese Taal- en Rechtsbronnen 5), Den Haag 1949.
  • Buurmann, Otto: "Hochdeutsch-plattdeutsches Wörterbuch. Auf der Grundlage ostfriesischer Mundart" in 12 Bänden, 1993 neu herausgegeben vom Verein "Oostfreeske Taal"
  • Byl, Jürgen /Elke Brückmann: "Ostfriesisches Wörterbuch - Plattdeutsch/Hochdeutsch", Verlag Schuster, Leer
  • Doornkaat Koolman, Jan ten: Wörterbuch der ostfriesischen Sprache. 3 Bände (1879/1884), Reprint Wiesbaden 1968.
  • Foerste, William: Der Einfluss des Niederländischen auf den Wortschatz der jüngeren niederdeutschen Mundarten Ostfrieslands (1938), Reprint Leer 1975.
  • Hobbing, J.: Die Laute der Mundart von Greetsiel in Ostfriesland, Nienburg 1879.
  • Holthausen, F./Dietrich Hofmann: Altfriesisches Wörterbuch (2. verbesserte Auflage), Heidelberg 1985.
  • Isakson Biehl, E.: Norderneyer Protokolle. Beobachtungen zu einer niederdeutschen Mundart im Rückgang. Diss. Stockholm 1996.
  • Janßen, Hans: Die Gliederung der Mundarten Ostfrieslands und der angrenzenden Gebiete (1937), Reprint Walluf 1973.
  • Köbler, Gerhard: Altfriesisch-neuhochdeutsches und neuhochdeutsch-altfriesisches Wörterbuch, 1983.
  • Kruse, A.: Zur Lage des Plattdeutschen im nordwestlichen Ostfriesland. Ergebnisse einer Befragung von Schülerinnen und Schülern aus Emden und Umgebung. In: Quickborn 83 (1993) Heft 3, S. 64-83.
  • Remmers, Arend: Zum ostfriesischen Niederdeutsch. In: Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung 117 (1994), S. 130-168; 118 (1995), S. 211-244; 119 (1996), S. 141-177.
  • Remmers, Arend: Plattdeutsch in Ostfriesland - Die Mundart von Moormerland-Warsingsfehn, Leer 1997.
  • Stürenburg, Cirk Heinrich: Ostfriesisches Wörterbuch (1857), Reprint Leer 1972.
  • Vries,Gernot de: "Ostfriesisches Wörterbuch - Hochdeutsch/Plattdeutsch", Verlag Schuster, Leer
  • Wiesenhann, Tjabe: Einführung in das ostfriesische Niederdeutsch, Reprint Leer 1977.

Weblinks

Wikipedia

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