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Letzte Änderung für Artikel Ulrike Meinhof: 06.02.2006 21:47

Ulrike Meinhof

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Ulrike Marie Meinhof (* 7. Oktober 1934 in Oldenburg; † 9. Mai 1976 in Stuttgart) war Journalistin und ab 1970 im illegalen Untergrund als MitbegrĂŒnderin der linksterroristischen Rote Armee Fraktion (RAF) an deren ersten Aktionen beteiligt.

Ulrike Meinhof als junge Journalistin (um 1964)
Ulrike Meinhof als junge Journalistin (um 1964)

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ulrike Meinhof wurde 1934 in Oldenburg als Tochter des Kunsthistorikers Dr. Werner Meinhof geboren. 1940 starb ihr Vater, 1948 ihre Mutter. Die Historikerin Renate Riemeck bekam die Vormundschaft ĂŒber die damals 14-jĂ€hrige Ulrike.

Nach dem Studium der Philosophie , PĂ€dagogik , Soziologie und Germanistik in Marburg 1955 / 56 , wobei sie von der Studienstiftung des deutschen Volkes gefördert wurde, engagierte sich Meinhof zunĂ€chst in der evangelischen Reformbewegung. 1957 wechselte sie zur WestfĂ€lische Wilhelms-UniversitĂ€t nach MĂŒnster und schloss sich dort dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) an. Sie wurde wĂ€hrend der 1957 entstehenden breiten Protestbewegung gegen PlĂ€ne der CDU - Regierung unter Konrad Adenauer, die Bundeswehr atomar zu bewaffnen (vgl. auch Friedensbewegung ), Sprecherin des "Anti-Atomtod-Ausschusses" in MĂŒnster. 1958 war sie kurze Zeit Mitglied des AStA der dortigen UniversitĂ€t . Sie veröffentlichte Artikel in verschiedenen studentischen BlĂ€ttern, u.a. in "david" BlĂ€tter der studentischen Linken, herausgegeben von der SDS Gruppe in MĂŒnster.

Ulrike Meinhof (um 1964)
Ulrike Meinhof (um 1964)

Meinhof arbeitete von 1959 bis 1969 fĂŒr die linke Zeitschrift " konkret ", bei der sie von 1962 - 1964 Chefredakteurin war. SpĂ€ter gehörte Ulrike Meinhof zum Redaktionskollektiv der 883 , dem Gegenblatt zur " Rote Presse Korrespondenz ".

1970 produzierte Meinhof den Fernsehfilm Bambule , fĂŒr den sie auch das Drehbuch schrieb. Hier kritisierte sie die autoritĂ€ren Methoden der Heimerziehung (" FĂŒrsorgeerziehung "), die in der Handlung des Films zu einer Revolte von weiblichen Heiminsassinnen fĂŒhren. Das Drehbuch gilt auch als Parabel der zu der Zeit herrschenden gesellschaftlichen VerhĂ€ltnisse und einer neuen Art von Klassenkampf .

1961 heiratete sie Klaus Rainer Röhl , den Herausgeber der Zeitschrift " konkret ". Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor, die Zwillinge Regine und Bettina ( Bettina Röhl ist heute Journalistin). Ende 1967 trennte sich Meinhof von Röhl und ließ sich 1968 von ihm scheiden. Beim "Frankfurter Kaufhaus-Brandstifterprozess", ĂŒber den sie publizierte, lernte sie die dort angeklagten Thorwald Proll , Horst Söhnlein sowie die spĂ€teren RAF -GrĂŒnder Andreas Baader und Gudrun Ensslin kennen.

Nach dem Attentat auf Rudi Dutschke veröffentlichte Meinhof am 11. April 1968 in " konkret " den folgenden in AuszĂŒgen zitierten Kommentar, der exemplarisch fĂŒr die spĂ€tere Radikalisierung ihrer Einstellung steht:

„»Protest ist, wenn ich sage, das und das paßt mir nicht. Widerstand ist, wenn ich dafĂŒr sorge, daß das, was mir nicht paßt, nicht lĂ€nger geschieht. (...)« So Ă€hnlich (...) konnte man es von einem Schwarzen der Black-Power-Bewegung auf der Vietnamkonferenz im Februar in Berlin hören. (...)
Die Grenze zwischen verbalem Protest und physischem Widerstand ist bei den Protesten gegen den Anschlag auf Rudi Dutschke (...) erstmalig massenhaft, (...) tatsĂ€chlich, nicht nur symbolisch - ĂŒberschritten worden. (...)
Nun, nachdem gezeigt worden ist, daß andere Mittel als nur Demonstrationen, Springer-Hearings, Protestveranstaltungen zur VerfĂŒgung stehen, andere als die, die versagt haben, weil sie den Anschlag auf Rudi Dutschke nicht verhindern konnten, nun, da die Fesseln von Sitte & Anstand gesprengt worden sind, kann und muß neu und von vorne ĂŒber Gewalt und Gegengewalt diskutiert werden. Gegengewalt, wie sie in den Ostertagen praktiziert worden ist, ist nicht geeignet, Sympathien zu wecken, nicht, erschrockene Liberale auf die Seite der Außerparlamentarischen Opposition zu ziehen. Gegengewalt lĂ€uft Gefahr, zu Gewalt zu werden, wo die BrutalitĂ€t der Polizei das Gesetz des Handelns bestimmt, wo ohnmĂ€chtige Wut ĂŒberlegene RationalitĂ€t ablöst, wo der paramilitĂ€rische Einsatz der Polizei mit paramilitĂ€rischen Mitteln beantwortet wird. (...)
Der Spaß hat aufgehört.“ [1]

Meinhof wurde in der Folgezeit zunehmend radikaler und kompromissloser. Am 14. Mai 1970 nahm sie an der Befreiung Andreas Baaders teil. Sie schloss sich seiner Gruppe an, die sich als " Rote Armee Fraktion " in der Tradition der lateinamerikanischen Stadtguerilla sah, und den bewaffneten antiimperialistischen Kampf der LĂ€nder des Trikont in die Metropolen der Industriestaaten tragen wollte. Im illegalen Untergrund war Ulrike Meinhof von da an an BankĂŒberfĂ€llen und BombenanschlĂ€gen gegen "das System" des aus der Sicht der RAF imperialistischen Kapitalismus in der Bundesrepublik beteiligt. Anders als beispielsweise die Stadtguerilla der Tupamaros in Uruguay verlor die RAF schon bald einen konkreten Bezug zu potenziell sympathisierenden Kreisen, wodurch sie sich auch von den legalen linken Protestbewegungen der Zeit zunehmend isolierte.

Am 15. Juni 1972 spĂŒrte die Polizei Meinhof in Langenhagen bei Hannover auf, wo sie in der NĂ€he des Berliner Platzes ĂŒber eine gewisse Zeit bei einem Lehrer untergetaucht war, und nahm sie fest.

Am 29. November 1974 wurde sie zu acht Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Diese verbrachte sie im GefĂ€ngnis von Stuttgart-Stammheim . Am 9. Mai 1976 fand man sie in ihrer Zelle im GefĂ€ngnis von Stuttgart-Stammheim tot auf. Nach den offiziellen Untersuchungen und Angaben hatte sie sich selbst erhĂ€ngt. Die RAF sowie von Angehörigen in Auftrag gegebene Gutachten bezweifeln bis heute die offizielle Suizidversion . Die TodesumstĂ€nde, aber auch die zeitgenössischen MeinungskĂ€mpfe sorgten fĂŒr zahlreiche anderweitige Spekulationen, in denen auch ein behördlich organisierter Mord nicht ausgeschlossen wurde.

Ulrike Meinhof wurde am 15. Mai 1976 unter der Anteilnahme von etwa 4000 Trauernden auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof in Berlin-Mariendorf (Planquadrat A) beigesetzt.

Im Herbst 2002 entdeckte die Journalistin Bettina Röhl , dass das Gehirn ihrer Mutter nicht mitbeerdigt worden war. Stattdessen war das Gehirn jahrzehntelang in einer Pappschachtel mit Formalin aufbewahrt worden, und wurde erneut in einer Klinik in Magdeburg untersucht. Den Professoren wurde daraufhin von einer Ethik-Kommission untersagt, weiter an dem Gehirn zu forschen oder ihre bisherigen Forschungen zu veröffentlichen. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart forderte das Gehirn von den Professoren zurĂŒck, Ă€scherte es ein und ĂŒbergab es den Angehörigen. Am 22. Dezember 2002 wurde das Gehirn von Ulrike Meinhof auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof beerdigt.

Bedeutung

Aufgrund ihrer intellektuellen SchĂ€rfe und ihrer politisch-analytischen FĂ€higkeiten gilt Ulrike Meinhof in der Öffentlichkeit bis in die Gegenwart als das intellektuelle Haupt der RAF.

Zeitzeugen ĂŒber Ulrike Meinhof

„Sie war die erste Person in der Bundesrepublik, nachdem wir aus Polen 1958 nach Westdeutschland gekommen waren, die nach meiner Zeit im Warschauer Ghetto fragte. Wir trafen uns damals im Cafe Funkeck in Hamburg. Am Ende des Interviews, das viel lĂ€nger dauerte, als ursprĂŒnglich geplant, hatte Ulrike Meinhof TrĂ€nen in den Augen.“ Marcel Reich-Ranicki siehe auch dazu: das Interview von Bettina Röhl mit Marcel Reich-Ranicki ĂŒber seine Begegnung mit Ulrike Meinhof

„Bei der ersten Begegnung mit Ulrike Meinhof sagte ich: Sie reden, wie ich es zuletzt von meinem nationalsozialistischen FĂŒhrungsoffizier im Krieg gehört habe. Der erzĂ€hlte uns von der Zukunft der Welt und Deutschlands Aufgaben dabei“ Joachim Fest

Ulrike Meinhof war „... die grĂ¶ĂŸte deutsche Frau seit Rosa Luxemburg.“ Erich Fried

„Mit allem, was sie getan hat, so unverstĂ€ndlich es war, hat sie uns gemeint.“ Gustav Heinemann

Werke

  • Karl Wolff oder: PortrĂ€t eines anpassungsfĂ€higen Deutschen. Feature. Regie: Heinz Otto MĂŒller . Prod.: hr, 1964. ( Abendstudio )
  • Gefahr vom Fließband. ArbeitsunfĂ€lle - beobachtet und kritisch beschrieben. Feature. Regie: Peter Schulze-Rohr . Prod.: hr, 1965. (Abendstudio)
  • Bambule - FĂŒrsorge - Sorge fĂŒr wen? Berlin: Wagenbach, 1971. (Neuaufl. 2002 ISBN 3-803-12428-X )
  • Die WĂŒrde des Menschen ist antastbar. AufsĂ€tze und Polemiken. Berlin: Wagenbach, 2004. ISBN 3-803-12491-3
  • Deutschland Deutschland unter anderm. AufsĂ€tze und Polemiken, Berlin: Wagenbach. ISBN 3-803-12253-8

Literatur

  • Stefan Aust : Der Baader-Meinhof Komplex (1998); Goldmann, ISBN 3-442-12953-2
  • Peter BrĂŒckner : Ulrike Meinhof und die deutschen VerhĂ€ltnisse.Berlin: Wagenbach, 1976.
  • Mario Krebs: Ulrike Meinhof. Rowohlt. 1990. ISBN 3-499-15642-3
  • Alois Prinz: Lieber wĂŒtend als traurig. ISBN 3-407-80905-0
  • Der Tod Ulrike Meinhofs. Bericht der Internationalen Untersuchungskommission. MĂŒnster: Unrast, 2001. ISBN 3-897-71952-5

Siehe auch

Wikiquote: Ulrike Meinhof – Zitate
  • Deutscher Herbst , konkret (Zeitschrift), Rote Armee Fraktion

Weblinks

Quelle

  1. Zitiert nach: Ulrike Meinhof: Die WĂŒrde des Menschen ist antastbar. AufsĂ€tze und Polemiken. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin, 2004, ISBN 3-8031-2491-3 ↑ 

Wikipedia

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