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Letzte Änderung für Artikel Wilhelm I. (Deutsches Reich): 17.02.2006 20:06

Wilhelm I. (Deutsches Reich)

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Wilhelm I., auch vor allem im späten Kaiserreich gezielt als Wilhelm der Große bezeichnet (was sich nicht durchsetzte), (* 22. März 1797 , Berlin; † 9. März 1888 , Berlin) war Deutscher Kaiser und König von Preußen .

In der Revolution von 1848 erhielt er den Beinamen Kartätschenprinz . Nachdem er für seinen kranken Bruder Friedrich Wilhelm IV. 1858 die Regentschaft übernommen hatte, wurde er 1861 preußischer König. Am 18. Januar 1871 wurde er nach siegreicher Beendigung des Deutsch-Französischen Krieges im Spiegelsaal zu Versailles zum Deutschen Kaiser ausgerufen, Reichskanzler wurde Otto von Bismarck .

König Wilhelm I. v.Preußen in großer Generalsuniform; nach 1870
König Wilhelm I. v.Preußen in großer Generalsuniform; nach 1870

Inhaltsverzeichnis

Frühe Jahre

Wilhelm war der zweite Sohn Friedrich Wilhelms III. ( 1770 - 1840 ) und der Königin Luise , Tochter des Herzogs Karl II. von Mecklenburg-Strelitz. Seine Erziehung wurde durch Johann Friedrich Gottlieb Delbrück übernommen, der zuvor Rektor des Magdeburger Pädagogiums gewesen war.

Am 1. Januar 1807 , Preußen hatte bei Jena und Auerstedt gerade eine schwere Niederlage gegen Napoleon hinnehmen müssen, ernannte sein Vater den zehnjährigen Wilhelm zum Offizier . Trotz dieser früh beginnenden militärischen Karriere zeichnete sich Wilhelm durch eine für einen Monarchen bemerkenswerte Bescheidenheit und Selbsterkenntnis aus. „Wäre ich nicht als Sohn eines Königs geboren worden, wäre ich wohl Unteroffizier geworden.“

1814 begleitete er, zum Hauptmann ernannt, seinen Vater auf den Feldzug in Frankreich , erwarb sich bei Bar sur Aube am 26. Februar das Eiserne Kreuz , zog am 31. März mit in Paris ein, folgte seinem Vater auch beim Besuch in England und führte, am 8. Juni 1815 konfirmiert und zum Major befördert, ein Bataillon des 1. Garderegiments von neuem nach Frankreich , wo indes der Krieg schon zu Ende war. Am 1. Januar 1816 erhielt er das Kommando des Stettiner Gardelandwehrbataillons, 1818 als Generalmajor das Kommando einer Gardeinfanteriebrigade, am 1. Mai 1820 den Oberbefehl über die 1. Gardedivision und 1825 , als Generalleutnant , die Führung des Gardekorps.

Auch in Staatsangelegenheiten wurde er vom König zur Beratung herangezogen. Wiederholt wurde er in Staats- und Familienangelegenheiten an den Petersburger Hof gesandt.

Ehe und Kinder

König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, Bruder Kaiser Wilhelms I., als Kronprinz, Lithographie von Clarot um 1830
König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, Bruder Kaiser Wilhelms I., als Kronprinz, Lithographie von Clarot um 1830
Auguste von Sachsen Weimar als Kronprinzessin, Lithographie um 1830
Auguste von Sachsen Weimar als Kronprinzessin, Lithographie um 1830

Nachdem er 1826 auf die Heirat mit der Prinzessin Elisa Radziwill verzichtet hatte, weil sie Streit über die Erbfolge in der Dynastie hervorzurufen drohte, vermählte er sich am 11. Juni 1829 mit der Prinzessin Auguste von Sachsen-Weimar , der Tochter des Großherzogs von Sachsen-Weimar-Eisenach (genannt "Augusta"), deren Schwester Maria die Gemahlin seines jüngeren Bruders Karl war. Die Ehe kam allein auf Betreiben seines Vaters zustande und wurde nicht sonderlich glücklich. Die intelligente, musisch begabte und am Weimarer Hof liberal erzogene Augusta war ihrem Mann intellektuell überlegen und fühlte sich am steifen und nüchternen Berliner Hof nicht wohl; Wilhelm fühlte sich dagegen von seiner Frau auch sexuell nicht angezogen. Ihm gelang es jedoch, seine Liebschaften sowohl vor seiner Frau als auch vor der Öffentlichkeit verborgen zu halten. Aus der Ehe gingen lediglich zwei Kinder hervor:

  • Friedrich, (* 18. Oktober 1831 ; † 15. Juni 1888 ), den späteren Deutschen Kaiser und
  • Luise, (* 3. Dezember 1838 ; † 23. April 1923 ) - verheiratet mit Friedrich I. , Großherzog von Baden.

Augusta war darüberhinaus auch politisch interessiert; sie versuchte zeitlebens ihren Mann zu einer liberaleren Haltung zu beeinflussen, was weder bei ihrem Mann noch in seinem Ministerrat Wohlwollen erregte. Otto von Bismarck schrieb viele Jahre später in seiner Autobiographie Gedanken und Erinnerungen über Wilhelms eigenwillige Gemahlin, dass sie zwar von hohem Pflichtgefühl getragen sei, aber auf Grund ihres königlichen Empfindens keine Autorität als ihre eigene gelten ließe.

Prinz von Preußen

Ausritt des Prinzen Wilhelm von Preußen in Begleitung des Malers, Franz Krüger, 1836
Ausritt des Prinzen Wilhelm von Preußen in Begleitung des Malers, Franz Krüger , 1836

Nach dem Tod seines Vaters (1840) erhielt er als präsumtiver Thronfolger seines Bruders Friedrich Wilhelm IV. den Titel "Prinz von Preußen" und wurde bald darauf zum General der Infanterie befördert.

Im März 1848 setzte sich Prinz Wilhelm unter dem Druck der Ereignisse der Märzrevolution zwar für die Bewilligung einer konstitutionellen Verfassung ein, wollte aber dennoch die Barrikadenrevolution vom 18. März 1848 in Berlin mit militärischer Gewalt niederschlagen lassen. Er plädierte dafür, das Militär aus der Stadt abzuziehen und diese von außen mit Kanonen (Kartätschen) sturmreif zu schießen. Deswegen wurde er "Kartätschenprinz" genannt. Nach den Forschungen von Rüdiger Hachtmann von 1997 blieb dem preußischen Militär am 19. März angesichts der heftigen Barrikadenkämpfe nur der Weg des Rückzugs, wollte es unter dem zermürbenden Straßenkampf nicht nach und nach aufgerieben, politisiert oder nervlich zerrüttet werden. Prinz Wilhelm war wegen seines Plädoyers für eine militärische Lösung bei den Anhängern der Revolution derart verhasst, dass er vom klug taktierenden König den Befehl erhielt, umgehend nach London zu reisen. Am 20. März wurde das Berliner Palais des Prinzen durch einen einfachen Mann vor Brandstiftung und Zerstörung gerettet, der auf die Wand die Worte "National-Eigentum" schrieb.

Der Prinz floh aus Berlin und reiste nun unter dem Pseudonym Lehmann am 21. März nach London , wo er mit dem Prinzen Albert , Robert Peel , John Russell , Henry John Palmerston und anderen Staatsmännern verkehrte und seine politischen Anschauungen klärte. An den deutschen Einheitsbestrebungen nahm er lebhaften Anteil. Die Berliner sangen derweil Spottlieder auf ihn:

Schlächtermeister Prinz von Preußen
komm doch, komm doch nach Berlin!
Wir wollen Dich mit Steinen schmeißen
und die Barrikaden ziehn.

Prinzessin Augusta weilte derweil mit den zwei Kindern in Potsdam. Anfang Juni kehrte Wilhelm nach Berlin zurück. Am 30. Mai hatte sich der Prinz in Brüssel öffentlich und schriftlich zur konstitutionellen Regierungsform für Preußen bekannt und so auf die Demonstration von 10.000 Berlinern gegen seine Rückkehr reagiert. Zum Abgeordneten in die preußische Nationalversammlung gewählt, nahm er zwar das Mandat an, aber, nachdem er in einer kurzen Rede seine konstitutionellen Grundsätze dargelegt hatte, kündigte er die Niederlegung seines Abgeordnetenmandats an und kehrte nach Potsdam zurück. Im September ernannte der König auf seinen Vorschlag einige Minister des neuen gegenrevolutionären Ministeriums des Generals von Pfuel .

Am 8. Juni 1849 wurde Wilhelm zum Kommandierenden der "Operationsarmee in Baden und in der Pfalz " ernannt. Nachdem er bei Ingelheim einem Attentat glücklich entgangen war, unterwarf er in wenigen Wochen die Truppen der Aufständischen in der Pfalz und in Baden (vergleiche Badische Revolution ). Mit der Einnahme Rastatts, der letzten Bastion der Revolutionäre, durch Truppen unter seiner Führung, wurde zugleich auch die Märzrevolution in Deutschland endgültig niedergeschlagen. Am 19. August zog er zusammen mit dem Großherzog von Baden feierlich in Karlsruhe ein.

Am 12. Oktober zog er an der Spitze von Truppen, die in Baden gekämpft hatten, in Berlin ein, wurde zum Militärgouverneur am Rhein und in Westfalen ernannt und nahm seinen Wohnsitz in Koblenz; 1854 wurde er zugleich Generaloberst der Infanterie mit dem Rang eines Feldmarschalls und Gouverneurs der Festung Mainz.

Die Koblenzer Jahre

Augusta und Wilhelm von Preußen residierten gemeinsam im Kurfürstlichen Schloss in Koblenz von 1850 bis 1858. Insbesondere Prinzessin Augusta fühlte sich in Koblenz wohl; hier hatte sie endlich die Gelegenheit, ein Hofleben zu gestalten, wie sie es aus ihrer Kindheit am Weimarer Hof gewöhnt war. Ihr Sohn Friedrich studierte im nahen Bonn Rechtswissenschaften und war damit der erste preußische Thronfolger, der eine akademischen Ausbildung erhielt. Auch daran war Augustas Einfluss maßgeblich beteiligt.

Am Koblenzer Hof verkehrten insbesondere auf das Betreiben von Prinzessin Augusta hin liberale Menschen wie der Historiker Max Dunker , die Rechtsprofessoren August Moritz von Bethmann-Hollweg und Clemens Theodor Pertes sowie Alexander von Schleinitz . Auch Wilhelm nahm unter dem Eindruck der 1848er Revolte eine politisch gemäßigtere Haltung an, die bei seinem regierenden Bruder auf Unwillen stieß. Kritisch wurde Prinzessin Augustas tolerante Haltung gegenüber dem Katholizismus beobachtet, die in der Koblenzer Zeit besonders offensichtlich wurde - eine Haltung, die man in einer Zeit, als die religiöse Konfession noch eine große Bedeutung hatte, bei einer preußisch-protestantischen Prinzessin unpassend empfand.

Die Neue Ära

Die früher dem Prinzen ungünstige Stimmung war infolge seiner Zurückhaltung gegenüber den extremen Positionen der politischen und kirchlichen Reaktion und des Junkertums so sehr in das Gegenteil umgeschlagen, dass er, besonders seit den Verwicklungen mit Österreich und seit dem Krimkrieg , als Hauptvertreter der Machtstellung Preußens galt, und dass alle Hoffnungen der patriotischen und liberalen Partei sich ihm zuwandten, als er während der psychischen Erkrankung des Königs am 23. Oktober 1857 als dessen Stellvertreter und ab 7. Oktober 1858 als Regent an die Spitze der Regierung trat. Nachdem er am 26. Oktober den Eid auf die Verfassung geleistet hatte, berief er am 5. November das liberale Ministerium Hohenzollern ("Neue Ära") und legte am 8. November in einem Erlass an dieses seine Regierungsgrundsätze und Ziele dar.

Zwar betonte er, dass von einem Bruch mit der Vergangenheit nicht die Rede sein könne; er erklärte sich aber entschieden gegen alle Scheinheiligkeit und Heuchelei; ebenso sprach er sich dagegen aus, dass Preußen sich in der auswärtigen Politik fremden Einflüssen hingebe, vielmehr müsse es durch eine weise Gesetzgebung, Hebung aller sittlichen Elemente und Ergreifung von Einigungsmomenten in Deutschland Eroberungen zu machen suchen. Diese Aussagen fanden im Volk und bei dem neu gewählten, überwiegend liberalen Abgeordnetenhaus Beifall, da vor allem der Einfluss der kirchlichen Reaktion und die russische Politik Friedrich Wilhelms IV. Unwillen hervorgerufen hatten, und wurden fast allein beachtet; viel zu wenig dagegen die Worte des Prinzen, in denen er von der notwendigen Heeresreform und den dazu erforderlichen Geldmitteln sprach, da Preußens Heer mächtig und angesehen sein müsse, wenn Preußen seine Aufgabe erfüllen solle.

Dies sah der Prinz in der Tat als seine Hauptaufgabe an, und der Verlauf der Ereignisse von 1859, als die Mobilmachung auf große Schwierigkeiten stieß und bedeutende Mängel im Heerwesen aufdeckte, konnte ihn nur darin bestärken. Die Majorität des Abgeordnetenhauses war jedoch nicht bereit, im Vertrauen auf des Prinzen konstitutionelle und deutsch-nationale Gesinnung und Politik die Mehrkosten der 1860 eingebrachten durchgreifenden Heeresreorganisation definitiv zu bewilligen.

König von Preußen

Erstes Attentat

Am 14. Juli 1861 verübte der Student Oskar Becker in Baden-Baden ein Attentat auf Wilhelm, der nach Friedrich Wilhelms Tod am 2. Januar 1861 König geworden war, verwundete ihn aber nur leicht.

Krönung

Nach dem Tod seines Bruders Friedrich Wilhelm IV. bestieg Wilhelm den preußischen Thron. Am 18. Oktober 1861 fand die prachtvolle Krönungsversammlung in Königsberg statt. Wilhelm setzte sich selbst die Krone aufs Haupt und nahm das Zepter, den Reichsapfel und das Reichsschwert vom Altar, danach krönte er seine Frau zur Königin und sagte: "Von Gottes Gnaden tragen Preußens Könige seit 160 Jahren die Krone. Nachdem durch zeitgemäße Einrichtung der Thron umgeben ist, besteige ich ihn als König. Aber eingedenk, dass die Krone nur von Gott kommt, habe ich durch die Krönung an geheiligter Stätte bekundet, dass ich sie in Demut aus freien Händen empfangen habe." Die Krönung stellte einen Kompromiss zwischen der von Wilhelm bevorzugten Erbhuldigung und der von der Verfassung vorgeschriebenen Eidesleistung des König im Parlament dar und verstärkte das Misstrauen gegen die konstitutionellen Ansichten des Königs; die Neuwahlen am 6. Dezember 1861 fielen fortschrittlich aus, und mit dem Rücktritt des Ministeriums der Neuen Ära (17. März 1862), das der König fallen ließ, weil es im Abgeordnetenhaus die Bewilligung der Mittel für die tatsächlich bereits durchgeführte Heeresreorganisation nicht erreichen konnte, begann der Verfassungskonflikt . Der König hielt zäh an der Heeresreform fest, auch weil er die staatsrechtliche Grundsatzfrage des Verhältnisses von König und Parlament berührt sah. Da er sich in seinen Machtbefugnissen als souveräner Herrscher in Frage gestellt sah, dachte er zeitweise sogar an Abdankung, als sich Otto von Bismarck bereit erklärte, als Ministerpräsident ohne genehmigten Haushalt, d. h. unter Bruch der Verfassung zu regieren und die Heeresreform durchzusetzen. Durch die Ernennung Bismarcks zum preußischen Ministerpräsidenten am 23. September 1862 und die Unterstützung seines Ministeriums gegen das Abgeordnetenhaus verlor der König seine frühere Popularität, wie sich besonders bei den 50jährigen Erinnerungsfesten an die Befreiungskriege 1863 und an die Vereinigung verschiedener Provinzen mit Preußen 1865 zeigte. Während unter diesen Umständen die Reformen im Innern völlig stockten, ja vielfach ein schroffes Polizeiregiment zur Herrschaft kam, ließ sich der König von Bismarck zu einer entschiedenen Politik in der deutschen Frage bestimmen.

Kapitulation Kaiser Napoleon III. bei Sedan am 2. September 1870: Er übergibt seinen Degen an König Wilhelm von Preußen und begibt sich in preußische Gefangenschaft
Kapitulation Kaiser Napoleon III. bei Sedan am 2. September 1870: Er übergibt seinen Degen an König Wilhelm von Preußen und begibt sich in preußische Gefangenschaft

Obwohl er zunächst nur widerstrebend Bismarcks Politik gefolgt war, eine kriegerische Entscheidung gegen Österreich zu suchen, übernahm er im preußisch-österreichischen Krieg von 1866 selbst den Oberbefehl über das Heer und errang dank der überlegenen strategischen Planung des Generalstabschefs Helmuth von Moltke den kriegsentscheidenden Sieg bei Königgrätz . Bei den Friedensverhandlungen folgte er wiederum Bismarcks Rat und verzichtete, wenn auch ungern, auf die Annexion Sachsens , um Bismarcks deutsche Einigungspläne nicht zu durchkreuzen. Die durch den gewonnenen Krieg ausgelöste patriotische Begeisterung bot eine günstige Gelegenheit zur Beendigung des Verfassungskonflikts. Durch die Indemnitätsvorlage von 1866 genehmigte der preußische Landtag nachträglich die Staatshaushalte seit 1862.

Mit der Gründung des Norddeutschen Bundes vom 1. Juli 1867 wurde Wilhelm dessen Präsident. Im Innern lenkte er wieder stärker in liberale Bahnen ein. Die verhassten Minister der Konfliktsperiode wurden entlassen und machten Anhängern einer freisinnigen Reform Platz. Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 übernahm Wilhelm wieder den Oberbefehl über die gesamte in Frankreich einrückende Armee, befehligte selbst bei Gravelotte und bei der Schlacht bei Sedan ; zudem leitete er von Oktober 1870 bis März 1871 von Versailles aus die militärischen Operationen und die politischen Verhandlungen über die Herstellung des Deutschen Reichs. Anders als bei den Friedensverhandlungen von 1866 setzte sich Wilhelm diesmal mit seinem Wunsch nach Annexion von Elsass-Lothringen durch, eine Entscheidung, die zur Stärkung des französischen Revanchismus beitrug.

Deutscher Kaiser

Proklamation zum Deutschen Kaiser; Gemälde von Anton von Werner
Proklamation zum Deutschen Kaiser; Gemälde von Anton von Werner

Durch die Kaiserproklamation, welche am 18. Januar 1871 im Versailler Schloss stattfand, nahm Wilhelm für sich und seine Nachfolger an der Krone Preußen den Titel eines "Deutschen Kaisers" an (vgl. Einzelheiten unter " Kaiser ") und versprach, "allzeit Mehrer des Deutschen Reichs zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens auf dem Gebiet nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung". Am 16. Juni 1871 hielt er seinen glänzenden Einzug in Berlin. Der Krönung ging ein erbitterter Streit um den Titel zwischen Bismarck und König Wilhelm voraus. Wilhelm hatte schon an sich wenig Lust, Kaiser zu werden; er achtete den Titel des preußischen Königs höher. Ob er nun "Deutscher Kaiser" oder "Kaiser von Deutschland" heißen sollte, blieb unentschieden. Der badische Großherzog Friedrich II. löste das Problem, das noch am Morgen der Proklamation ungeklärt war, indem er einfach ein Hoch auf "Kaiser Wilhelm" ausbrachte und die heikle Titelfrage umging. Letztlich blieb es bei der von Bismarck mit Rücksicht auf die deutschen Fürsten gewählten Bezeichnung "Deutscher Kaiser". Der Kaiser war so erbittert, dass er Bismarck nicht einmal die Hand gab.

Wilhelm akzeptierte aber letztlich, dass die Politik des neuen Deutschen Reiches von Bismarck bestimmt wurde. Das zeigen Aussprüche wie „Bismarck ist wichtiger für das Reich als ich“ und „es ist nicht leicht, unter diesem Kanzler Kaiser zu sein“. In Übereinstimmung mit Bismarck war er bemüht, den äußeren Frieden durch Bündnisse mit den Nachbarmächten (außer Frankreich) zu sichern. Zu diesem Zweck brachte er im September 1872 in Berlin im sogenannten Dreikaisertreffen den Dreikaiserbund zwischen Deutschland , Russland und Österreich zu Stande, welcher die beiden letzteren Mächte einander annäherte und Frankreich politisch isolierte. Besuche des Kaisers in St. Petersburg und Wien 1873 und in Mailand 1875 dienten der weiteren Unterstützung dieser außenpolitischen Annäherung.

Zweites Attentat

Der Leipziger Klempnergeselle Max Hödel , Mitglied der Sozialdemokraten, gab am 11. Mai 1878, als der Kaiser mit seiner Tochter, der Großherzogin von Baden, in offenem Wagen durch die Straße Unter den Linden fuhr, mit einem Revolver mehrere Schüsse auf ihn ab, die aber ihr Ziel verfehlten.

Drittes Attentat

Wilhelm I. 1880 an seinem Schreibtisch Unter den Linden, Photographie
Wilhelm I. 1880 an seinem Schreibtisch Unter den Linden, Photographie

Noch war die Aufregung über das zweite Attentat nicht abgeklungen, als drei Wochen später, am 2. Juni, einem Sonntag, der Kaiser allein in den Tiergarten fuhr. An fast gleicher Stelle feuerte ein Schütze aus einem Fenster des Hauses Unter den Linden Nr. 18 zwei Schüsse auf den Kaiser, die ihn mit dreißig Schrotkörnern in Kopf und Armen schwer verwundeten; er überlebte nur Dank seiner Pickelhaube. Der Täter, Dr. Karl Eduard Nobiling , ein junger promovierter Landwirt, wurde, durch einen Selbstmordversuch schwer verletzt, gefasst. Die Verletzungen Wilhelms waren so schwer, dass der Kaiser am 4. Juni den Kronprinzen zum Stellvertreter ernennen musste. Die Empörung über die beiden Attentate nutzte Bismarck dazu, im Reichstag das Sozialistengesetz durchzusetzen, indem er wider besseres Wissen verbreiten ließ, Nobiling sei Sozialdemokrat gewesen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Nobiling verrückt war, wird von vielen als hoch befunden. Laut eigenen Angaben ging es ihm um den Ruhm des Herostratos , jenes Mannes aus Ephesos, der den berühmten Tempel der Göttin Artemis in Brand steckte, damit sein Name, wie er aussagte, der Nachwelt überliefert werde.

Nürnberg, Egidienplatz, Reiterstandbild Wilhelm I., 1905 von Wilhelm von Ruemann (ca. 2003-12-17)
Nürnberg, Egidienplatz, Reiterstandbild Wilhelm I., 1905 von Wilhelm von Ruemann (ca. 2003-12-17)

Wilhelm I. erholte sich allmählich von der schweren Verwundung und kehrte nach längerem Aufenthalt in Baden und Wiesbaden am 5. Dezember nach Berlin zurück, wo er die Regierung wieder übernahm. Im Juli wurde dann im ganzen Reich die sogenannte Wilhelmsspende aus kleinen Gaben gesammelt; sie ergab 1,8 Millionen Mark von 12 Millionen Spendern.

Paradoxerweise übte der Schock des Attentats auf die schwächelnde Gesundheit des Kaisers einen positiven Einfluss aus. Wilhelm selbst hat später Nobiling als seinen besten Arzt bezeichnet. Bismarck selbst hat sich angeblich erst nach der Gesundheit seines Kaisers erkundigt, nachdem er, um die Liberalen zu schädigen, das Einbringen des Sozialistengesetzes vorbereitet hatte.

Viertes Attentat

Bei der Einweihung des Niederwalddenkmals in Rüdesheim 1883 bereiteten Anarchisten um August Reinsdorf einen Anschlag mit Dynamit auf Wilhelm I. vor. Wegen des feuchten Wetters versagte aber der Zünder.

Wachsende Popularität und Tod

Wilhelm, der im hohen Alter - durch seine Charaktereigenschaften der Unaufdringlichkeit und Treue - größte Popularität genoss und für viele das "alte Preußen" verkörperte (Mehr sein als scheinen), starb nach kurzer Krankheit im Dreikaiserjahr am 9. März 1888 und wurde am 16. März im Mausoleum im Schlosspark von Charlottenburg beigesetzt.

Bei seiner Beerdigung kam es zu einem Eklat . Als sich der Leichenzug durch Berlin bewegte, rief ein anonymer Zuschauer aus der Menge in Anspielung auf Wilhelms Pseudonym von 1848 bei der Flucht vor den Revolutionären: "Da kommt Lehmann!"

Aus Sympathie der Deutschen zu Kaiser Wilhelm wurde die Zeile „Wir wollen unseren alten Kaiser Wilhelm wieder haben“ zur Melodie des 1893 von Richard Henrion komponierten "Fehrbelliner Reitermarschs" [1] gesungen.

Denkmäler, Ehrungen und Wirkungsgeschichte

Nach 1888 wurden zahlreiche Denkmäler zu Ehren des Verstorbenen errichtet. Zumeist handelte es sich dabei um Reiterstandbilder . Am bekanntesten sind das 81 m hohe Kyffhäuserdenkmal (erbaut 1890 bis 1896, das 1896 eingeweihte Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica und das 1897 errichtete Denkmal am Deutschen Eck in Koblenz. Das bedeutendste Kaiser-Wilhelm-Denkmal, das Berliner Nationaldenkmal, stand seit 1898 westlich des Stadtschlosses und wurde 1950 auf Betreiben Walter Ulbrichts demontiert und eingeschmolzen. Heinrich Mann hat in seinem 1918 erschienenen Roman "Der Untertan" den servilen obrigkeitsstaatlichen Kaiserkult gegeißelt und mit satirischen Mitteln den Denkmalskult verspottet. Der Versuch des Enkels und Nachfolgers Wilhelm II., Wilhelm I. den Titel ”der Große" beizugeben, fand in der Bevölkerung ebenso wenig Widerhall wie in der Historiographie.

Stammbaum

Stammbaum Kaiser Wilhelm I. von Deutschland
Großeltern

Friedrich Wilhelm II.
x 1769
Friederike von Hessen-Darmstadt

Karl II. von Mecklenburg-Strelitz
x 1768
Friederike Caroline Luise von Hessen-Darmstadt

Eltern

Friedrich Wilhelm III. von Preußen
x 1793
Königin Luise

Kaiser Wilhelm I.

Siehe auch

  • Liste der Herrscher namens Wilhelm
  • Wilhelmshaven
  • Kaiser-Wilhelm-Brücke
  • Wilhelm-Gymnasium Hamburg

Weblinks

Wikiquote: Wilhelm I. – Zitate
Vorgänger
Friedrich Wilhelm IV.
Liste der Könige von Preußen Nachfolger
Friedrich III.
Vorgänger
Reichsgründung 18. Januar 1871
Liste der Staatsoberhäupter des Deutschen Reiches Nachfolger
Friedrich III.

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